Verbraucherschützer gegen Gutscheinregelung für Touristen

Berlin (dpa) - Es regt sich Widerstand gegen den Plan, bei
stornierten Flügen und Pauschalreisen den Konsumenten zunächst nur
Gutscheine auszuhändigen. «Die Verbraucher dürfen nicht gezwungen
werden, der Reisebranche einen Kredit zu gewähren, wenn sie selber
das Geld für anderes wie Miete oder Lebensmittel einsetzen wollen»,
sagte die Mobilitätsexpertin der Verbraucherzentrale Bundesverband,
Marion Jungbluth, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. «Das
wäre unfair und gerade für Menschen mit kleinen Einkommen eine nicht
zu verantwortende soziale Härte.» Gutscheine für ausgefallene Reisen

müssten freiwillig bleiben.

Bislang haben Verbraucher das Recht auf eine umgehende Erstattung
ihres Geldes. In der Coronavirus-Krise haben Vertreter der
Bundesregierung Branchenforderungen aufgenommen, zunächst mit
Gutscheinen einen schnellen Abfluss von Barmitteln zu verhindern.

Jungbluth sagte, besser wäre es, wenn die Bundesregierung einen
Schutzschirm über die Kundengelder spanne, so dass die Reiseanbieter
die Anzahlungen allen Verbrauchern sofort erstatten könnten. «Dieser
Fonds könnte ein Vorgriff auf die schnell nachzuholende ausreichende
Insolvenzabsicherung der Reiseunternehmen sein. Ein solcher Fonds
wäre transparent und würde die Liquidität der Reisebranche und der
Verbraucher sichern.» Sinnvolle Verbraucherrechte wie aus der
Pausschalreiserichtlinie dürften nicht nach wenigen Tagen Krise
leichtfertig über Bord geworfen werden.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft dagegen
unterstützt das Vorhaben: «Eine Gutscheinlösung bei annullierten
Flügen würde unseren Unternehmen helfen und gleichzeitig die Kunden
nicht schädigen, denn diese könnten ihre gebuchten Reisen nach Ende
der Corona-Pandemie tatsächlich auch antreten», erklärte
Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow in Berlin. Man setze darauf,
dass Bundesregierung und EU-Kommission die Lösung ermöglichen.