Umfrage: Mehrheit der Polen für Verschiebung der Präsidentenwahl

Warschau (dpa) - Angesichts der Schutzmaßnahmen gegen eine
Ausbreitung des Coronavirus ist laut einer Umfrage eine große
Mehrheit der Polen für eine Verschiebung der Präsidentenwahl am 10.
Mai. Fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) befürworten die
Verlegung auf einen späteren Termin, wie aus einer Befragung des
Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der Zeitung «Gazeta
Wyborcza» hervorgeht. Nur 19 Prozent finden es demnach richtig, an
dem Termin festzuhalten.

Um die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus möglichst gering zu
halten, hatte die Regierung in Warschau am 13. März das öffentliche
Leben praktisch stillgelegt und die Grenzen geschlossen. Große
Versammlungen sind untersagt. Seit Anfang der Woche gelten zudem
Bewegungseinschränkungen und ein Kontaktverbot. Die Bürger sollen
ihre Wohnungen nur für den Weg zur Arbeit, zum Arzt oder zum
Lebensmittelladen verlassen.

Angesichts dieser Einschränkungen, die einen regulären Wahlkampf
unmöglich machen, dringen fast alle oppositionellen
Präsidentschaftskandidaten auf eine Verlegung der Wahl. Die
nationalkonservative Regierungspartei PiS sperrt sich jedoch bislang
dagegen. Ihr Kandidat, Amtsinhaber Andrzej Duda, führt derzeit in
allen Umfragen mit großem Abstand. Fänden die Wahlen wie geplant am
10. Mai statt, könnte er der Kantar-Umfrage nach mit 65 Prozent der
Stimmen rechnen und im ersten Wahlgang gewinnen. Auf die Kandidatin
des größten Oppositionsbündnisses Bürgerkoalition (KO), Malgorzata

Kidawa-Blonska, würden demnach 10 Prozent der Stimmen entfallen.