IOC in der Kritik: Zwei türkische Boxer und Cheftrainer erkrankt

London/Istanbul (dpa) - Das Internationale Olympische Komitee ist
nach der Coronavirus-Infektion von zwei türkischen Boxern und deren
Cheftrainer beim Qualifikationsturnier in London in die Kritik
geraten. «Während die Welt extreme Maßnahmen zur Bekämpfung des Vir
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ergriffen hat, bin ich verblüfft, dass eine IOC-Taskforce und die
britische Regierung das Turnier zugelassen haben, obwohl viele von
uns Bedenken hatten», wurde Verbandspräsident Eyup Gozgec in der
englischen Zeitung «Guardian» zitiert. «Es war unverantwortlich. Und

das Ergebnis ist, dass nun drei Teammitglieder positiv getestet
worden sind. Alle sind in Behandlung und zum Glück in gutem Zustand.»

Das IOC teilte hingegen am Donnerstag mit, dass es «sich keiner
Verbindung» zwischen einem olympischen Box-Turnier und eines
positiven Coronavirus-Tests bewusst sei. In der Stellungnahme betont
das IOC, es sei «nicht möglich, die Quelle der Infektion zu kennen».

Viele Teilnehmer seien vor Beginn des Wettkampfes am 14. März in
unabhängig organisierten Trainingslagern in Italien, Großbritannien
und in ihren Heimatländern gewesen «und sind vor einiger Zeit nach
Hause zurückgekehrt». Außerdem habe es zum Zeitpunkt der
Europa-Qualifikation in London keine staatlichen Beschränkungen oder
Ratschläge für öffentliche Veranstaltungen gegeben, so das IOC.

Der türkische Boxverband bestätigte auf seiner Homepage bereits die
Erkrankung von Boxer Serhat Güler und Trainer Seyfullah Dumlupinar.
Das Turnier war Mitte März mit 350 Sportlern aus 40 Ländern gestartet
worden, wurde nach drei Tagen aber abgebrochen. Gozgec monierte, dass
die Gesundheit der Athleten nicht beachtet worden war und verlangte
eine Erstattung der Kosten.