GfK: Coronavirus lässt Verbraucherstimmung einbrechen

Die Verbraucher in Deutschland sehen wirtschaftlich sehr schwierige
Zeiten auf sich zukommen, wie die GfK ermittelt hat. Die
Marktforscher stellen Historisches fest.

Nürnberg (dpa) - Die aktuelle Corona-Krise hat die
Verbraucherstimmung in Deutschland auf den niedrigsten Wert seit der
Finanzkrise einbrechen lassen. In seinem monatlich ermittelten
Konsumklimaindex prognostiziert der Nürnberger Marktforscher GfK für
April einen Rückgang um 5,6 Punkte auf 2,7 Zähler.

Nur im Mai 2009 auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise
lag der Index mit 2,6 Punkten niedriger. «Ein so starker Rückgang ist
seit Beginn der Erstellung des Konsumbarometers 1994 beispiellos»,
sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.

Wegen der starken Ausbreitung des Coronavirus und den damit
einhergehenden Beschränkungen in der Wirtschaft zog die GfK ihre
Konsumprognose von einem Prozent Wachstum in diesem Jahr zurück.
Handel, Hersteller und Dienstleister müssten sich auf eine Rezession
einstellen. «Wie schwer diese ausfällt, wird davon abhängen, wann die

Wirtschaft wieder in eine Art Normalität zurückfindet», sagte Bürkl
.

Insbesondere auf den Handel würden schwere Zeiten zukommen. Dem
Lebensmitteleinzelhandel hat das Coronavirus laut GfK Ende Februar
jedoch noch einen Umsatzsprung von 14 Prozent im Vergleich zum
Vorjahresmonat beschert. Der Zuwachs sei vor allem auf Hamsterkäufe
in der neunten Kalenderwoche (24. Februar bis 1. März)
zurückzuführen, in der in einzelnen Kategorien wie Konserven, Nudeln
und Reis sogar ein Umsatzplus von bis zu 200 Prozent im Vergleich zur
Vorjahreswoche zu verzeichnen gewesen sei.

«Dieser Trend wird auch im März und unter Umständen in den
Folgemonaten anhalten. Die Stilllegung des öffentlichen Lebens führt
neben Hamsterkäufen auch zu einer Verlagerung des Außer-Haus-Konsums
in die privaten Wohnungen und lässt die Umsätze im Vergleich zum
Vorjahr steigen», sagte der GfK-Handelsexperte Robert Kecskes.
Mittel- und langfristig werde sich aber auch der
Lebensmitteleinzelhandel auf die unsichere Lage vieler Haushalte
einstellen müssen.

Die Verbraucher sehen auf Deutschland wirtschaftlich sehr schwierige
Zeiten zukommen, so die GfK. Gefragt nach ihrer
Konjunktureinschätzung äußerten sie sich so negativ wie zuletzt im
August 2012.

Drohende Kurzarbeit und steigende Arbeitslosenzahlen schlagen
inzwischen auch voll auf die eigene Einkommenserwartung durch. Dieser
Indikator fiel um 13,4 Zähler auf nun 27,8 Punkte, dem niedrigsten
Wert seit sieben Jahren. «Die Angst vor dem Jobverlust hat stark
zugenommen», sagte Bürkl.

Die Anschaffungsneigung der Verbraucher sank noch stärker um 22,2
Zähler auf jetzt 31,4 Punkte. Ein höheres Minus gab es laut den
Nürnberger Konsumforschern nur während der Mehrwertsteuererhöhung im

Januar 2007.

Dagegen nahm die zuletzt wegen der Niedrigzinsen stark
zurückgegangene Sparneigung der Verbraucher wieder zu. Dieser
Parameter legte laut Bürkl um 10 Prozent zu. «In der Krise halten die
Menschen jetzt ihr Geld zusammen», sagte er.