Experten: Produktionsumbau von Auto auf Beatmungsgerät unrealistisch

München (dpa) - Experten halten es für unrealistisch, dass
branchenfremde Unternehmen ihre Produktion auf komplexe
Medizintechnik umstellen könnten. «Auf einer Produktionslinie, die
Autos herstellt, kann ich nicht einfach Beatmungsgeräte herstellen»,
sagte Jean Haeffs, Geschäftsführer der Fachgesellschaft Produktion
und Logistik beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Auch Niklas
Kuczaty, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Medizintechnik beim
Maschinenbauverband VDMA, betonte: «Bei komplexeren Produkten wie
einem Beatmungsgerät halte ich das für nicht realistisch - zumindest
nicht in den nächsten Wochen und Monaten.»

Zentrale Probleme sind dabei den Experten zufolge unter anderem die
aufwendige Zertifizierung, die Versorgung mit Teilen sowie Wissen um
die Produktionsabläufe - und die Frage der Sicherheit. Gerade bei
einem Produkt wie einem Beatmungsgerät sei das wichtig, sagte
Kuczaty. «Wenn das ausfällt, ist der Patient tot.» Dennoch sehen die

Experten Möglichkeiten, wie branchenfremde Betriebe helfen können -
nur eben in niedrigeren Risikoklassen oder bei weniger komplexen
Produkten wie beispielsweise Mundschutzmasken.

Denkbar ist zudem, dass Konzerne ihre 3D-Drucker einsetzen, um
fehlende Teile für Beatmungsgeräte zu erzeugen. «Wenn ich eine
Konstruktionszeichnung habe, die ich einlesen kann, und die
entsprechenden Kunststoffgranulate zur Verfügung stehen, dann ist das
in einer Stunde umgerüstet», sagte Haeffs. Allerdings gibt es auch
hier Hürden. Mehrere branchenfremde Unternehmen prüfen gerade einen
solchen Einsatz, unter anderem auch Volkswagen, wie ein Sprecher
bestätigte.