Leere Straßen, weniger Verkehrsunfälle, aber einige Raser

In Zeiten von Corona gelten Kontaktverbote, viele Menschen arbeiten
im Home Office oder gar nicht mehr. Die Polizei in Niedersachsen
berichtet von weniger Verkehrsunfällen. Doch die leeren Straßen
bedeuten nicht nur Gutes.

Hannover (dpa/lni) - Die wegen der Corona-Pandemie ruhige
Verkehrslage hat nach Einschätzung der Polizei im Norden fast überall
die Zahl schwerer Unfälle sinken lassen. «Es ist auffällig ruhig, das

wirkt sich natürlich auch auf das Unfallgeschehen aus», sagte
Anna-Christin Blauert von der Polizeidirektion Lüneburg. Die Behörde
ist für den ganzen Nordosten Niedersachsens zuständig. «Gefühlt gib
t
es weniger Verkehrsunfälle in unserem Bereich, genaue Zahlen gibt es
aber nicht.»

«Es sind weniger Leute auf den Straßen, wir hatten in den vergangenen
24 Stunden keinen Toten zu beklagen», hieß es am Dienstag bei der
Polizeidirektion Oldenburg. «Die Unfälle sind generell weniger
geworden.» Auch Staus gebe es dementsprechend kaum. Das Lagezentrum
der Polizeidirektion Braunschweig sah es ähnlich. «Auch bei uns ist
es deutlich ruhiger als sonst», sagte eine Sprecherin.

In Hannover sorgen die leeren Straßen allerdings dafür, dass einige
Autofahrer besonders viel Gas geben. So blitzte die Polizei am
Mittwoch einen Tesla mit Tempo 84 in der Südstadt, wo nur Tempo 50
erlaubt ist. Am Dienstag sei ein 28-Jähriger in der City sogar mit
124 Stundenkilometern am Steuer eines Mercedes erwischt worden,
teilten die Beamten mit. Bereits am Samstag raste ein 35-Jähriger auf
der Autobahn 7 Richtung Hamburg mit Tempo 225 bei erlaubten 100
Stundenkilometern. Zusätzlich habe der Mann mit seinem Handy
telefoniert, berichtete die Polizei.

Polizeivizepräsident Jörg Müller sagte: «Überhöhte Geschwindigk
eit
ist die Hauptunfallursache bei Verkehrsunfällen mit tödlichem
Ausgang.» Geschwindigkeitsverstöße seien daher kein Kavaliersdelikt.

Die Höhe der Geschwindigkeit entscheide über die Schwere der
Verletzungen. Auf der Autobahn 7 waren am Dienstag zudem zwei
Lastwagen wegen eines Staus kollidiert. Der Güterverkehr fließe
anders als der Individualverkehr ungefähr in gewohntem Maße, sagte
ein Polizeisprecher.

Dagegen hieß es aus der Leitstelle der Polizei in Göttingen: «Uns ist

kein größerer Unfall aus den vergangenen Tagen bekannt.» Im Bereich
der Polizeidirektion Osnabrück ist es derzeit ebenfalls ruhig. «Wir
haben noch keine belastbaren Zahlen, aber unser Eindruck ist, dass es
derzeit ruhiger auf den Straßen ist», hieß es bei der
Polizeidirektion Bremen.