Bolsonaro wehrt sich gegen Einschränkungen wegen Coronavirus

Rio de Janeiro (dpa) - Einen Tag, nachdem er das Coronavirus in einer
Fernsehansprache erneut verharmlost und restriktive Maßnahmen dagegen
kritisiert hatte, hat sich der brasilianische Präsident Jair
Bolsonaro wieder gegen Einschränkungen des öffentlichen Lebens und
die Isolation der Bevölkerung ausgesprochen. Der rechtsgerichtete
Politiker, der von dem neoliberalen Wirtschaftsminister Paulo Guedes
beraten wird, begründete seine Haltung damit, dass eine Isolation zu
einer Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit führen könnte.

Dies wiederum könne soziale Konflikte und eine Erschütterung der
Demokratie hervorrufen. «Was ein paar Gouverneure und Bürgermeister
in Brasilien machen, ist ein Verbrechen», sagte Bolsonaro am Mittwoch
vor einer Videokonferenz mit den Gouverneuren der vier südöstlichen
Bundesstaaten São Paulo, Rio de Janeiro, Minas Gerais und Espírito
Santo. Der Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, der mehr als 40
Millionen Einwohner hat, hatte am Samstag als erster weitgehende
Ausgangsbeschränkungen von Dienstag an für 15 Tage verhängt.

Rio de Janeiro hat sich innerhalb einer Woche weitgehend isoliert,
Schulen und Geschäfte geschlossen, Verkehr zu Land und zu Luft
unterbrochen, die Bewohner dazu aufgefordert, zu Hause zu bleiben.
Bolsonaro sagte in seiner Ansprache am Dienstag unter anderem: «Die
Risikogruppe sind Personen über 60 Jahre. Wozu Schulen schließen?»
Wenn er, selbst 65, sich als Athlet mit dem Virus infiziere, bekomme
er jedoch nur eine «kleine Grippe» oder ein «Erkältungchen».
Politiker und Unternehmer - unter ihnen selbst Verbündete - übten
Kritik an der Ansprache Bolsonaros, während der Tausende Brasilianer
in mehr als einem Dutzend Städten wieder mit «panelaços», bei denen

sie auf Kochgeschirr schlugen, protestierten.