Triage: Patienten im Extremfall sortieren

Berlin (dpa) - In der aktuellen Corona-Pandemie könnten Ressourcen in
Krankenhäusern in Deutschland knapp werden - etwa Beatmungsgeräte.
Dann müssten die Ressourcen an Patienten verteilt werden. Solch ein
Verteilungssystem nach festgelegten Kriterien nennt man Triage. Das
Wort stammt vom französischen Verb «trier», was «sortieren» ode
r
«aussuchen» bedeutet. 

Das System kommt aus der Militärmedizin. Ende des 18. Jahrhunderts
fanden sich im «Königlich-Preußischen Feldlazareth-Reglement» ers
te
Angaben, wie Verwundete nach Schweregraden eingeteilt werden sollten.
Unter Napoleon I. entwickelte der Militärchirurg Dominique Jean
Larrey «fliegende Lazarette»: Die Verwundeten wurden auf dem
Schlachtfeld nach der Schwere ihrer Verletzungen sortiert und, wenn
nötig, vor Ort behandelt. Der Begriff «Triage» wurde noch nicht
verwendet, er setzte sich erst später durch.

In Deutschland werden Triage-Instrumente in Notaufnahmen angewandt.
Beim «Manchester Triage System» etwa wird der Patient nach den
Kategorien Lebensgefahr, Bewusstsein, Blutverlust, Schmerzen,
Temperatur und Krankheitsdauer einer von fünf Dringlichkeitsstufen
zugewiesen. Allerdings geht man im Krankenhaus-Alltag gewöhnlich
davon aus, dass alle Patienten bestmöglich behandelt werden können.

Das könnte sich in Deutschland ändern - wie bereits in Italien und
Spanien. «Für diesen Fall muss es allgemeingültige, transparente
Kriterien für die Triage geben», sagt Uwe Janssens, Präsident
der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und
Notfallmedizin (DIVI). Er betont, dass es bei der Einteilung
keinesfalls nur auf das Alter ankomme.

Eine solche Entscheidung sei für jene Menschen, die sie treffen
müssten, immer belastend, sagt Klaus Lieb, Direktor der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. «Wir

reden von Bildern, die sich massiv einprägen: der Mensch, den man
unbehandelt lässt, gegenüber dem, den man rettet.» Deshalb sollte
immer im Team entschieden werden - und «getrennt von den Personen,
die die Konsequenzen der Entscheidung umsetzen».