Mutmaßlicher Doppelmörder steht in Göttingen vor Gericht

Göttingen (dpa) - Wegen Mordes an zwei Frauen steht seit Mittwoch ein
53-Jähriger vor dem Landgericht Göttingen. Die Staatsanwaltschaft
wirft ihm vor, am 26. September vergangenen Jahres in Göttingen seine
44 Jahre alte frühere Lebensgefährtin auf der Straße mit einer
brennbaren Flüssigkeit übergossen, diese angezündet und die Frau dann

mit insgesamt 25 Messerstichen getötet zu haben. Laut Anklage hat er
zudem deren zu Hilfe eilende Arbeitskollegin mit dem Messer so schwer
verletzt, dass sie später im Krankenhaus starb. Zwei weitere Helfer
erlitten ebenfalls Stichverletzungen.

Der 53-jährige Deutsche konnte nach der Tat entkommen. Während der
spektakulären Flucht wurde er am folgenden Tag in einem
Nahverkehrszug von Zeugen erkannt und dann von Bahnbediensteten in
einem Zug-Abteil eingesperrt. Der gelernte Tischler schlug mit dem
Nothammer eine Scheibe ein, sprang im Bahnhof Elze südlich von
Hannover aus dem Fenster und flüchtete erneut. Am späten Abend wurde
er schließlich in der Göttinger Innenstadt von Polizisten erkannt und
überwältigt. Er sitzt seither in Untersuchungshaft.

In den Vernehmungen bei der Polizei hatte der Angeklagte geschwiegen.
Die Staatsanwaltschaft geht von Eifersucht als Motiv aus. Der
53-Jährige habe es nicht ertragen, dass seine frühere Partnerin von
ihm getrennt war und möglicherweise eine neue Beziehung begonnen
hatte. Der Verteidiger kündigte an, dass der Angeklagte sich am
nächsten Verhandlungstag äußern wolle.

Für den Prozess sind vorerst 14 Verhandlungstage angesetzt. Wegen der
Corona-Krise hatte die Kammer die Zahl der im Verhandlungssaal
anwesenden Personen drastisch beschränkt, damit die von Medizinern
empfohlenen Mindestabstände eingehalten werden konnten.