Wegen Einreisestopp für Erntehelfer: Arbeitslose sollen einspringen

Die Spargelernte steht an, doch die Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa
fehlen. Der Landesbauernverband will daher andere Erntehelfer für die
harte Arbeit gewinnen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Arbeitslose in Baden-Württemberg sollen nach
dem Willen des Bauernverbands bei der Ernte helfen. Besonders Obst-,
Gemüse- und Weinbaubetriebe bräuchten dringend Arbeitskräfte; der
Einreisestopp für Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa treffe sie hart,
sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied. Beim Spargel stehe die Ernte
an, das Gemüse müsse vom Feld.

«Bei dieser schweren Erntearbeit haben sich unsere Spargelbetriebe
immer auf ihre Erntehelfer aus Osteuropa verlassen können», erklärte

Rukwied. Wegen der Corona-Krise könnten diese jedoch nicht mehr
einreisen. «Nun muss es kurzfristig unbürokratische und praktikable
Lösungen geben, damit arbeitssuchende Menschen aus Baden-Württemberg
beschäftigt werden können, um die Situation etwas zu entschärfen.»

Die Lockerungen der Hinzuverdienstmöglichkeiten für Bezieher von
Kurzarbeitergeld reichten nicht mehr aus, um den Mangel an
Arbeitskräften zu decken. Außerdem müssten die Höchstbeträge fü
r
Geringverdiener angehoben werden, um die Menschen für die Arbeit in
der Landwirtschaft zu motivieren.

Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU)
kritisierte die Bundesregierung: «Die heutige Entscheidung des
Bundes, mit Blick auf mögliche Ansteckungsrisiken trotzdem
Pflegekräfte einreisen zu lassen, Erntehelfer aber nicht, ist in
keiner Weise nachvollziehbar und ein Schlag für die Landwirtschaft.»
Man habe in den vergangenen Tagen alles versucht, um eine
entsprechende Lösung mit dem Bundesinnenminister zu finden,
allerdings ohne Erfolg.

«Die notwendigen Hygienemaßnahmen können die landwirtschaftlichen
Betriebe vor Ort leisten, zumal sich die Erntehelfer in einem
geschlossenen System bewegen», argumentierte Hauk. Wenn, dann müsse
es gleiche Regeln für alle geben. Nun gelte es, Hilfe zur Selbsthilfe
zu organisieren, unter anderem mit der neuen Plattform
www.daslandhilft.de, auf der Landwirte und private Helfer
zusammengebracht werden sollen. «Jetzt ist die Zeit für Solidarität
»,
sagte Hauk. «Die Bevölkerung braucht die Landwirtschaft, und die
Landwirtschaft braucht nun die Menschen im Land.»