Verbandschefin warnt vor Engpass bei Medizinprodukten für Operationen

Tuttlingen (dpa/lsw) - Wegen der Corona-Krise könnte es zu einem
Engpass für medizinische Produkte kommen. «Wenn nichts passiert, wird
die Versorgung von Krankenhäusern in einigen Wochen in der Breite ins
Wanken kommen», sagte die Geschäftsführerin des
Medizintechnikverbands Medical Mountains, Yvonne Glienke, dem
«Südkurier» (Donnerstag). «Aktuell besteht die Gefahr von Engpäss
en
bei sehr vielen Medizinprodukten, vom Verbandsmaterial und Spritzen
über Prothesen und Blutdruckmessgeräte bis hin zu
Operationsrobotern.»

Der Grund dafür sei, dass staatliche und private Prüforganisationen
infolge der Corona-Krise lahmgelegt seien. Mitarbeiter von
Institutionen wie TÜV und Dekra arbeiteten im Home-Office. Sie
könnten in vielen Fällen nicht mehr zu den Herstellern fahren, um in
die Akten zu schauen oder zu prüfen, ob die Produkte den geforderten
Standards entsprächen.

Wie die Zeitung berichtete, muss nach einer EU-Verordnung ein
Großteil der medizintechnischen Güter in der EU bis Ende Mai 2020 neu
zertifiziert werden. Geschehe dies nicht, dürften sie nicht mehr
verwendet werden. «Wir brauchen einen Notfallplan, der die
verbindliche Anwendung der EU-Verordnung so lange auf Eis legt, bis
die Prüfinstitutionen ihre Kapazitäten wieder hochfahren können und
sichergestellt ist, dass alle Medizinprodukte ohne Verzögerung auf
den Markt gebracht werden können», sagte Glienke.

Baden-Württembergs Europaminister Guido Wolf (CDU) sagte, dass die
Europäische Kommission am Mittwoch angekündigt hat, mit Blick auf die
Covid-19-Krise, das Inkrafttreten der Verordnung über Medizinprodukte
um ein zu Jahr zu verschieben. «Das ist in diesen Zeiten ein
wichtiges Signal und die einzig richtige Entscheidung. Die
Medizintechnik-Branche hat in diesen Tagen andere Sorgen als sich um
Zertifizierungen und bürokratische Fragen zu kümmern.» Ansonsten
hätten Engpässen bei medizinischen Produkte gedroht. «Wir haben in
Brüssel auf die Verschiebung gedrängt und ich bin froh, dass die
Kommission schnell und pragmatisch reagiert hat», betonte Wolf.