Nach Verschiebung auf 2021: Die fünf Baustellen der Olympia-Macher Von Florian Lütticke, dpa

2021 wird zum Super-Sportjahr: Nach der Fußball-EM soll auch Olympia

im kommenden Jahr steigen. Die Folgen sind aber immens: Die
wichtigsten Fragen zum Terminkalender, der Qualifikation der Sportler
und den finanziellen sowie logistischen Konsequenzen.

Lausanne (dpa) - Nach der historischen Verschiebung der Sommerspiele
in Tokio auf kommendes Jahr versuchen die Olympia-Macher das große
Chaos zu beseitigen. IOC-Präsident Thomas Bach sprach am Dienstag
«von vielen tausenden Fragen», die aktuell noch geklärt werden
müssen. Dabei stehen Organisatoren, Sportler und Fans vor zahlreichen
Baustellen - hier die fünf wichtigsten.

Termine: Noch ist offen, ob Olympia auch 2021 im Spätsommer steigt -
oder zu Frühjahrsspielen wird. Aber egal für welches Szenario sich
das Internationale Olympische Komitee mit den japanischen Gastgebern
entscheidet, werden die Konsequenzen auf den Sportkalender immens
sein - auch bis nach Deutschland. Die Fußball-EM ist ebenfalls
bereits auf 2021 (11. Juni - 11. Juli) verschoben. In olympischen
Kernsportarten wie Schwimmen (16. Juli - 1. August) und
Leichtathletik (6.-15. August) sind Weltmeisterschaften aktuell noch
für kommendes Jahr geplant. Der Deutsche Basketball Bund hofft, dass
die Olympia-Verlegung keinen Einfluss auf die EM (2.-19. September)
mit der Finalrunde in Berlin hat.

Qualifikation: Eine der größten Sorgen der Sportler und Sportlerinnen
ist der Weg zu den Sommerspielen. 57 Prozent der Athleten hatten das
Ticket für Tokio schon sicher - nun muss geklärt werden, welche
erfüllten Normen und Platzierungen noch Bestand haben. Aktuell
herrscht Ratlosigkeit. Triathlon-Bundestrainer Faris Al-Sultan sagte,
er habe «null Informationen» dazu. Zudem müssen die abgesagten
Qualifikationswettbewerbe neu angesetzt werden. Auch weitere
Regularien sind noch offen: So waren beim olympischen Fußballturnier
der Männer eigentlich nur drei Spieler pro Team erlaubt, die vor dem
1. Januar 1997 geboren sind. Nun ist unklar, ob sich diese
Altersgrenze für das Team von U21-Nationalcoach Stefan Kuntz auch
entsprechend verschiebt.

Verträge: Zeitlich ist bei vielen Sportlern alles auf einen
olympischen Zyklus ausgelegt. Athleten wie Kanu-Olympiasieger Ronald
Rauhe und Ringerstar Frank Stäbler wollten beispielsweise ihre
Karriere eigentlich nach diesen Spielen beenden - und stehen nun vor
einer unverhofften Verlängerung. Auch Förderung und private Verträge

gelten häufig bis nach Olympia. «Den Athleten der Sportfördergruppen

steht zum Glück kein Gehaltsausfall an, und den anderen Kaderathleten
wurde durch die Sporthilfe ihre Weiterbezahlung versichert», sagte
Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann, Mitglied in der
Athletenkommission des IOC, bei Sport1. «Wie sich die Verschiebung
auf Sponsorenverträge auswirken könnte, ist momentan einfach noch
überhaupt nicht abschätzbar.»

Logistik: Ob alle rund 11 000 Olympia-Starter, ihre Betreuer und
später rund 4400 Paralympics-Teilnehmer auch 2021 wie geplant in
einem gemeinsamen Athletendorf wohnen können, ist laut Bach fraglich.
Die 5632 Wohnungen sollten nach den Spielen an private Eigentümer
übergeben werden, Schätzungen zufolge ist ein Viertel bereits
verkauft. Zum neuen Termin von Olympia im kommenden Jahr müssen zudem
auch die entsprechenden Hallen und Plätze zur Verfügung stehen.
Insgesamt sollten die Sommerspiele in insgesamt 42 Sportstätten
stattfinden. Einige Arenen sind kommendes Jahr bislang bereits
anderweitig gebucht, andere waren ohnehin nur temporär geplant.
«Diese müssen wir weiter mieten, weil es ein Jahr dauert bis sie
einsatzbereit sind», sagte Organisationschef Toshiro Muto. «Das
bedeutet weitere Kosten.»

Kosten: Die Organisatoren versuchen die ohnehin schon immensen Kosten
im Rahmen zu halten. Nach Schätzungen hätte Japan insgesamt mehr als
25 Milliarden Euro für die Sommerspiele ausgegeben. Einheimische
Experten rechnen durch die Verschiebung nun mit weiteren Kosten von
umgerechnet 5,4 bis 5,7 Milliarden Euro.