Mangel an Schutzausrüstung gefährdet Kampf gegen Corona

Im Kampf gegen eine Infektionskrankheit ist Schutzkleidung besonders
wichtig. Doch daran mangelt es in der Corona-Krise deutschlandweit.
In Hamburg drohen deshalb ernste Konsequenzen für die ärztliche
Versorgung.

Hamburg (dpa/lno) - Wegen fehlender Schutzausrüstung gegen
Infektionen mit dem Coronavirus droht in Hamburg die Einstellung des
Arztrufs. Wenn bis zum Wochenende keine weitere Schutzausrüstung
ankomme, könne der Arztruf nicht weiter arbeiten, warnte die
Kassenärztlichen Vereinigung am Mittwoch. Zuvor war mit der
Verteilung einer neuen Lieferung begonnen worden, die aber so gering
ausgefallen war, dass nur wenige Ärzte mit Masken, Kitteln und
Handschuhen ausgestattet werden konnten. Unterdessen geht die
Diskussion um eine Streichung der Schulabschlussprüfungen wegen der
Corona-Krise auch in Hamburg weiter.

Linksfraktion und die GEW unterstützten den Vorschlag der
schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien (CDU), alle
schulischen Abschlussprüfungen auszusetzen und das Abitur durch ein
Durchschnittsabitur zu ersetzen. «Die jungen Menschen haben ein Recht
auf gesundheitlichen Schutz und Sicherheit und haben ihre schulischen
Leistungen unter Beweis gestellt», sagte die schulpolitische
Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Boeddinghaus.

Das Kabinett in Kiel wollte am Mittwochnachmittag über die Streichung
der Prüfungen entscheiden. Zudem wollten die Kultusminister der
Länder in einer Telefonkonferenz einen gemeinsamen Kurs abstimmen.
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte den Vorstoß Priens
kritisiert.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wurden am Mittwoch
etwa 16 000 Masken, 3000 Kittel und ebensoviele Handschuhe an den
Arztruf Hamburg und etwa 2400 Ärztinnen und Ärzte verteilt. Jeder
Mediziner erhalte nur fünf Masken und einen Kittel. «Das ist eine
kleiner Tropfen auf einen sehr heißen Stein», sagte der
KV-Vorsitzende Walter Plassmann. Bedacht würden Mediziner mit den
meisten Kontakten zu Patienten. Dazu zählten Haus- und Kinderärzte,
Internisten, HNO-Ärzte, Augenärzte sowie Radiologen und
Strahlentherapeuten.

Plassmann rief dazu auf, das deutschlandweite Materialproblem auf der
Bundesebene anzugehen. «Die Bundesregierung sollte, wie es Italien
bereits gemacht hat, auf Regierungsebene mit China verhandeln.»
Plassmann betonte, die Schutzausrüstung werde nicht nur für
Corona-Patienten, sondern beispielsweise auch Krebs- oder
Rheumapatienten benötigt.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) setzt sich unterdessen für eine
bessere Unterstützung von Familien ein, die von geschlossenen
Kindertagesstätten und Schulen betroffen sind. «Wir fordern eine
unmittelbar wirkende Absicherung in der Höhe von mindestens 80
Prozent ihres bisherigen Nettoeinkommens», sagte der Vorsitzende des
DGB-Bezirks Nord, Uwe Polkaehn. Die bisher von der Bundesregierung in
Aussicht gestellten 67 Prozent seien zu wenig.

«Das ist gründlich schief gelaufen», sagte Polkaehn, der den
Vorschlag als «respektlos» bezeichnete, weil Eltern auch ihren
kompletten Jahresurlaub aufbrauchen, Überstunden abbauen und ihr
Arbeitszeitkonto mit Minusstunden belasten müssten. Zudem solle nur
für erwerbstätige Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren gezahlt u
nd
das Einkommen auf etwa 2000 Euro gedeckelt sein. «Mit einem
ausreichenden Schutz der Eltern vor Einkommenseinbußen hat das nichts
mehr zu tun.»

Für Unverständnis und Verärgerung sorgte die
AfD-Bürgerschaftsfraktion mit 13 Schriftlichen Kleinen Anfragen an
den Senat bei den anderen Fraktionen. Durch die nicht dringlichen
Anfragen würden die Behörden in der Krise zusätzlich belastet,
kritisierten Vertreter von SPD und Grünen. CDU- und Linksfraktion
betonten ebenfalls, derzeit nach Möglichkeit auf Kleine Anfragen zu
verzichten.

Ähnlich hatte sich die AfD vor der konstituierenden Sitzung der neuen
Bürgerschaft in der vergangenen Woche noch selbst in einer
Pressemitteilung geäußert. Dass nun doch Anfragen in so großer Zahl
gestellt worden seien, habe technische Gründe, sagte ein Sprecher.
«Ein Großteil der Anfragen stammt noch aus der vorherigen
Legislaturperiode und wurde verspätet an die Bürgerschaftskanzlei
weitergeleitet.» Künftig wolle sich die Fraktion auf absolut
notwendige Anfragen beschränken.