Huml: 1000 Pflegekräfte melden sich freiwillig zum Corona-Einsatz

Um Personalengpässe in Heimen und Kliniken während der Corona-Krise
zu überbrücken, rekrutieren die Einrichtungen derzeit pausierende
oder ehemalige Kräfte mit Know-how. Das ist nicht ganz ungefährlich -
damit holen sie die Risikogruppe an die Corona-Hotspots.

München (dpa/lby) - Innerhalb nur eines Tages haben sich in Bayern
1000 Pflegekräfte, die gerade pausieren oder in anderen Bereichen
arbeiten, freiwillig zur Hilfe in der Corona-Krise gemeldet. Diese
Zahl nannte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Mittwoch im
Landtag.

Die Pflegekräfte reagierten damit auf einen Aufruf des Ministeriums.
«Ich finde das großartig», sagte Huml. Sie betonte: «Es kommt darau
f
an, dass wir jetzt Solidarität zeigen, aber auch Entschlossenheit.»
Es gehe darum, das Gesundheitssystem nicht zu kollabieren lassen.

Weil die Krankenhäuser und Heime dringend mehr Personal brauchen,
suchen das Gesundheitsministerium und die Vereinigung der Pflegenden
in Bayern (VdPB) Personen mit einer Ausbildung oder Erfahrung in
einem pflegerischen Beruf sowie Medizinisch-technische Assistenten
(MTRA, MTLA) und Medizinische Fachangestellte (MFA), die
beispielsweise den Job gewechselt haben. Freiwillige können sich auf
einer Online-Plattform melden.

«Im Bedarfsfall erfolgt eine unmittelbare Kontaktaufnahme und
Zuweisung zu einem regionalen Einsatzort», hatte Huml am Montag zum
Start der Plattform erläutert. Dabei bleibe für den Fall eines
Einsatzes der aktuelle Arbeitsvertrag bestehen. Wer unterstützt,
werde unter Lohnersatz beziehungsweise -fortzahlung von der
gegenwärtigen beruflichen Tätigkeit freigestellt.

Die Bayerische Krankenhausgesellschaft hatte ebenfalls erklärt, viele
Kliniken versuchten, Ärzte und Pflegekräfte vorübergehend aus dem
Ruhestand zurückzuholen. Gerade alte Menschen gelten aber als
Hauptrisikogruppe für schwere Verläufe nach einer Infektion mit dem
neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2.

Deswegen mahnte die Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK, Ulrike
Mascher: «Wenn Rentnerinnen und Rentner in die pflegerische und
medizinische Versorgung zurückkehren, ist grundsätzlich darauf zu
achten, dass dies freiwillig geschieht und sie mitbestimmen können,
wo ihre Fachlichkeit und Erfahrung am besten eingesetzt wird.»

Sie könnten beispielsweise das Personal auf den Intensivstationen
entlasten, indem sie eher bürokratische Tätigkeiten übernehmen.
«Natürlich sollte niemand einem Risiko ausgesetzt werden.» Sie
vertraue der Umsicht der Verantwortlichen vor Ort bei der Planung.
Der VdK selbst ist kein Träger von Pflegeeinrichtungen.

VdPB-Geschäftsführer Michael Wittmann sagte: «Wir appellieren auch an

die Eigenverantwortung derjenigen, die sich freiwillig melden. Wir
können die Freiwilligen nur über unseren Pflegepool Bayern erfassen
und anschließend vermitteln, die Risikoabwägung aber liegt bei der
Behörde und der Einsatzstelle, die den Einsatz letztendlich
koordiniert, und den vermittelten Personen selbst.» Er gehe aber
davon aus, dass auch die Einrichtungen verantwortungsbewusst vorgehen
und die Einsatzplanung bestmöglich an die individuelle Situationen
der Freiwilligen anpassen. «Nur so kann man das Risiko minimieren»,
so Wittmann weiter.