Bewohner einer Behinderteneinrichtung an Corona-Folgen gestorben Von Jens Albes und Wolfgang Jung, dpa

Abstand voneinander ist in der Corona-Krise wichtig. Bei der
Betreuung alter und behinderter Bürger gestaltet sich das schwierig.
Im Raum Koblenz gibt es jeweils mehrere Infektionen in zwei
Einrichtungen. Beide stehen unter Quarantäne.

Koblenz/Mainz (dpa/lrs) - Ein 78-jähriger Bewohner einer Einrichtung
für geistig Behinderte in Koblenz ist an den Folgen einer
Corona-Ansteckung gestorben. In dem Wohnhaus der Caritas und einer
Schwestereinrichtung im nahen Weißenthurm zeichnet sich nach Angaben
des Wohlfahrtverbands Caritas «eine dramatische Situation ab»: In
beiden Gebäuden gebe es jeweils mehrere Corona-Infektionen bei
Bewohnern und Mitarbeitern. Ein Sprecher der Kreisverwaltung
Mayen-Koblenz und damit des zuständigen Gesundheitsamtes sagte am
Mittwoch, der 78-jährige Mann mit geistiger Behinderung sei am
Dienstag gestorben.

In zahlreichen Einrichtungen für Senioren und Behinderte spitzt sich
die Lage zu. In einem Würzburger Altenheim sind sogar inzwischen zehn
Bewohner an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben. Der
Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz, Pfarrer
Albrecht Bähr, sagte: «Viele dieser Menschen sind auf Körperlichkeit

geradezu angewiesen, es ist für sie eine Form der Kommunikation.» Das
breche weg, wenn Betreuer Abstand halten müssten. «Es gibt völlig zu

Recht strenge Auflagen, weil Menschen oft gesundheitlich vorbelastet
und damit höchst gefährdet sind», erklärte Bähr. «Man kann viel
es tun
- aber leider nicht alles verhindern.»

Auch die Sprecherin des Deutschen Caritasverbands, Mathilde
Langendorf, sagte: «Ganz ohne Körperkontakt geht es nicht in diesen
Einrichtungen.» Pflegeroboter könnten keine Lösung für alles sein.

«Es geht nicht nur um Po-Abputzen, sondern zum Beispiel auch um das
Kämmen älterer Damen. Das ist ihnen sehr wichtig.» Natürlich werde
in
Caritas-Einrichtungen sehr auf Hygiene bei Bewohnern und Mitarbeitern
geachtet. «Bei Demenz reicht es nicht, Bewohner ans Händewaschen zu
erinnern. Man muss es mit ihnen machen», erklärte die Sprecherin.
Gerade das Immunsystem von Senioren sei aber nach dem Winter ohnehin
geschwächt und habe auch mit anderen Keimen zu kämpfen wie
beispielsweise manchmal mit Noroviren.

Die Koblenzer Caritasdirektorin Martina Best-Liesenfeld zeigte sich
laut Mitteilung vom Dienstag «tief erschüttert» über den Tod des
78-Jährigen in der Rhein-Mosel-Stadt. Das Gesundheitsamt habe für
sein Wohnhaus Eulenhorst und in der weiteren Caritas-Einrichtung St.
Franziskus in Weißenthurm eine Quarantäne angeordnet. «Positiv
getestete Bewohner verbleiben bei stabilem Gesundheitszustand im
Haus. Alle Bewohner mit Symptomen werden vorerst so gut wie möglich
isoliert», erklärte die Koblenzer Caritas. Besucher seien verboten,
Mitarbeiter dürften nur noch ohne weitere Kontakte zwischen ihrem
Zuhause und den Einrichtungen pendeln.

Da die geistig behinderten Bewohner der beiden Häuser tagsüber wegen
der Corona-Pandemie nicht mehr eine Werkstatt oder Tagesförderstätte
besuchen könnten, ist nun laut Caritas mit mehr Personalaufwand eine
Betreuung rund um die Uhr in den Wohngebäuden nötig. Der
Wohlfahrtsverband rief Freiwillige mit und ohne Vorkenntnisse auf,
bei der Betreuung zu helfen.