Klopapier statt Bier: Nachfragexplosion im Handel

Nicht umsonst waren oder sind einige Regale leer: Der Absatz von
Desinfektionsmitteln stieg in der Corona-Krise zeitweise um mehr als
700 Prozent. Bei Toilettenpapier verdreifachte sich die Nachfrage.

Wiesbaden/Köln (dpa) - Die Corona-Krise hat in Deutschland in den
vergangenen Wochen die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und
Toilettenpapier, aber auch nach Nudeln und Dosentomaten regelrecht
explodieren lassen. Das geht aus aktuellen Zahlen hervor, die das
Statistische Bundesamt am Mittwoch veröffentlichte. Danach kauften
die Verbraucher in der vergangenen Woche mehr als vier mal so viel
Seife und mehr als drei mal so viel Toilettenpapier wie im
Durchschnitt der vorangegangenen sechs Monate. Die Statistiker
stützten sich auf eine Auswertung digital verfügbarer Kassendaten.

Demnach schnellten die Absatzzahlen ausgewählter Lebensmittel und
Hygieneartikel bereits in der letzten Februarwoche erstmals in die
Höhe. Ende Februar hätten sich die Verkaufszahlen für Mehl, Seife und

Nudeln plötzlich mehr als verdoppelt. Die Nachfrage nach
Desinfektionsmitteln stieg auf mehr als das Siebenfache, eine Woche
später dann sogar auf mehr als das Achtfache des üblichen Niveaus.
Danach brach der Absatz bei Desinfektionsmitteln allerdings wieder
ein und lag zuletzt nur noch bei der Hälfte des Üblichen. «Dies ist
darauf zurückzuführen, dass das Produkt vorübergehend praktisch
ausverkauft war», betonten die Statistiker.

Auch in der vergangenen Woche lag die Nachfrage nach Nudeln,
Mehl, Zucker, Reis und passierten Tomaten nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes noch mehr als doppelt so hoch wie normal.
Einzig die Bierbrauer konnten nicht von dem durch die Krise
ausgelösten Einkaufsboom profitieren. Hier lagen die Verkaufszahlen
seit Ende Februar Woche für Woche leicht unter dem Normalniveau.

Rund jeder dritte Verbraucher in Deutschland stockte in der
vergangenen Woche angesichts der Corona-Krise seine
Lebensmittelvorräte noch einmal auf. Bei Hygieneartikeln kaufte
dagegen nur jeder Sechste mehr als sonst. Das ist das Ergebnis eines
am Mittwoch veröffentlichten «Corona Consumer Checks», für den das

Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) 1000 repräsentativ
ausgewählte Personen befragte.

Grund für die Hamsterkäufe sei offenbar die Befürchtung gewesen,
nicht mehr wie gewohnt einkaufen zu können, erklärte das IFH. Ein
Drittel der Befragten empfinde die eingeschränkten
Einkaufsmöglichkeiten als Freiheitsverlust.

Der Onlinehandel profitierte laut IFH zunächst nur wenig von der
Krise. Nur 13 Prozent der Befragten gab an, Einkäufe, die sie
normalerweise im Geschäft erledigen, online getätigt zu haben. Vor
allem jüngere Konsumenten nutzten diese Möglichkeit.