609 bestätigte Coronavirus-Fälle in Schleswig-Holstein

Die Corona-Krise bestimmt auch weiter das öffentliche Leben in
Schleswig-Holstein: Die Zahl der registrierten Fälle von Infektionen
stieg an einem Tag um 65 auf 609. Unterdessen gibt es Diskussionen um
die mögliche Absage von Schulprüfungen.

Kiel (dpa/lno) - Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem
neuartigen Coronavirus ist in Schleswig-Holstein auf 609 Fälle
gestiegen. Berücksichtigt sind dabei die bis einschließlich Dienstag

gemeldeten Fälle, wie die Landesregierung am Mittwoch in Kiel
mitteilte. Damit waren im nördlichsten Bundesland 65 Menschen mehr
mit Covid-19 infiziert als einen Tag zuvor. Die Zunahme betrug knapp
12 Prozent.

Im Norden befinden sich mittlerweile 61 Patienten in klinischer
Behandlung. Am Dienstag waren es laut Landesregierung noch 50
Patienten gewesen. Die Landesregierung nannte bisher vier Todesfälle
im Zusammenhang mit der Viruserkrankung. Dazu zählt auch ein in
Ägypten gestorbener Tourist, der aus Schleswig-Holstein stammte.

Die von der Landesregierung angekündigte Soforthilfe wegen der
Corona-Auswirkungen auf die Wirtschaft kommt nach Ansicht der SPD zu
langsam in Gang. «Von der Investitionsbank des Landes
Schleswig-Holsteins erwarten wir, dass Anträge für das
Soforthilfeprogramm und den Mittelstandssicherungsfonds noch in
dieser Woche ermöglicht werden», sagte SPD-Landtagsfraktionschef Ralf
Stegner. Am Mittwochmorgen sei auf der Webseite nur die Bitte um
wenige Tage Geduld zu finden gewesen.

Seit dem einstimmigen Landtagsbeschluss für ein Nothilfeprogramm in
Höhe von 500 Millionen Euro sei eine Woche vergangen, betonte
Stegner. «Für eine «Sofort»-Hilfe ist das ein unzureichendes Tempo.
»
Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) müsse dafür sorgen, dass die
Antragstellung unverzüglich starten könne. «Wichtig ist auch, dass
bei der Abstimmung der verschieden Programme von Bund und Land alle
die Hilfe bekommen, die sie brauchen und niemand auf der Strecke
bleibt», forderte Stegner.

Zum Vorschlag von Bildungsministerin Karin Prien (CDU), wegen der
Corona-Epidemie in diesem Schuljahr auf Schulabschlussprüfungen zu
verzichten sagte Stegner, er sei gegen einen Alleingang
Schleswig-Holsteins. «Wir sind nicht grundsätzlich gegen ein
«Anerkennungsabitur», halten jedoch eine bundeseinheitliche Lösung
für unbedingt geboten.»

Am Nachmittag wollte das Kabinett in Kiel über Priens Vorschlag
beraten. Zuvor war noch eine Video-Konferenz der Kultusminister aller
16 Bundesländer angesetzt. Die Präsidentin der
Kultusministerkonferenz und rheinland-pfälzische Bildungsministerin,
Stefanie Hubig (SPD), will am Nachmittag (1530 Uhr) über die
Ergebnisse informieren.

Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner hat seine Amtskollegen
dazu aufgerufen, weiter gemeinsame Lösungen für die Abiturprüfungen
in der Corona-Krise zu finden. Ohne ein abgestimmtes Verfahren drohe
eine Ungleichbehandlung von Abiturienten verschiedener Länder, heißt
es in einem Schreiben des CDU-Politikers an die
Kultusministerkonferenz, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Die Pläne Priens nannte Tullner irritierend.

In Hessen und Rheinland-Pfalz laufen die Abiprüfungen bereits. Andere
Länder, darunter auch Sachsen-Anhalt, haben sich entschieden, die
Termine für die schriftlichen Klausuren nach hinten zu verlegen.

Die Kultusminister bemühen sich seit Jahren, ihre Abiturstandards
anzugleichen, um die Abschlüsse vergleichbarer zu machen. Das reicht
bis zu gemeinsamen Aufgabenpools. Aufgrund der vielen Beschränkungen
und Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ist unklar,
inwiefern das auch beim diesjährigen Abschlussjahrgang gelingt.