Gesundheitswissenschaftler fordert mehr Hilfsangebote für Familien

Berlin (dpa) - Zur Bewältigung der Coronakrise braucht es laut einem
Gesundheitswissenschaftler ein spezielles Unterstützungsangebot für
Familien. «Nicht nur die Wirtschaft, auch die Familie braucht jetzt
ein Hilfsprogramm, wenn sie nicht zerstört werden soll», sagte Klaus
Hurrelmann, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler an der Hertie
School in Berlin. Familien würden «einem Stress-Test noch nie
gekannten Ausmaßes unterworfen». Besonders arme Haushalte bräuchten
nun finanzielle Unterstützung. Zudem seien «soziale Hilfen für alle,

die jetzt überfordert sind» nötig.

Hurrelmann forderte zudem Informationskampagnen für Eltern und Kinder
«zur Bewältigung der enormen Herausforderungen im plötzlich völlig

veränderten Familienleben». Die Einschränkung von sozialen Kontakten

im privaten und beruflichen Bereich hätten große psychische und
soziale Konsequenzen. Privat- und Berufsleben, Erziehung, Bildung und
die Pflege von Angehörigen, all diese Aufgaben würden nun von
Familien getragen, die dadurch völlig überfordert sein könnten.

Dauerhafte Konflikte, Streitereien und Gewalt könnten aufbrechen, die
drohenden wirtschaftlichen Engpässe und die Zunahme der Armut
Existenzängste auslösen und zu Verzweiflungstaten führen. «Bei
Beschäftigten im Niedriglohnsektor, bei Selbstständigen und
Unternehmern kann sich die Lage schnell zuspitzen, weil ein reales
Risiko für einen wirtschaftlichen Absturz und materielle Not
entsteht.»