Streit in Australien nach Corona-Fällen auf Kreuzfahrtschiff

Canberra (dpa) - Nach dem Anlegen eines Kreuzfahrtschiffs mit
Corona-Infizierten schieben sich in Australien Politiker und Behörden
gegenseitig die Schuld für die Virusausbreitung im Land zu. Allein
auf die Ansteckung durch Sars-CoV-2-infizierte Mitreisende der «Ruby
Princess» sollen fünf Prozent der landesweiten Fälle zurückgehen,
hieß es Behörden zufolge am Mittwoch. Mindestens 130 der Mitreisenden
wurden positiv getestet, eine 77 Jahre alte Passagierin ist gestorben
- wohl an der vom Virus verursachten Krankheit Covid-19.

Die Zahl der Infizierten an Bord entspricht zehn Prozent der
bestätigten Coronavirus-Fälle im Bundesstaat New South Wales, dessen
Hauptstadt Sydney ist. In ganz Australien gab es am Mittwoch mehr als
2250 Fälle.

Die «Ruby Princess» hatte am vergangenen Donnerstag in der Metropole
angelegt. Dreizehn Menschen wurden auf das Virus getestet. Bei zwei
Passagieren und einem Besatzungsmitglied fiel der Test positiv aus.
Die übrigen Mitfahrer wurden für eine 14-tägige Quarantäne nach Hau
se
geschickt. Mittlerweile sind sie auf den gesamten Kontinent verteilt,
einige aus Australien ausgereist.

Die Regierungschefin des Bundesstaats, Gladys Berejiklian, soll in
einem vertraulichen Parteigespräch den Grenzbehörden Pfusch
vorgeworfen haben, weil diese die Reisenden der «Ruby Princess»
einfach so hätten gehen lassen, berichtete die Zeitung «The
Australian» am Mittwoch. Bei einer Pressekonferenz gab Berejiklian
keinen Kommentar zu ihrer Äußerung ab, bestritt sie aber auch nicht.

Der Leiter der Australischen Grenzsicherungskräfte, Michael Outram,
verwies indes auf das Gesundheitsministerium des Bundesstaats und die
Bundeslandwirtschaftbehörden: Sie seien verantwortlich für die
Biosicherheit und hätten entschieden, die Passagiere ohne zusätzliche
Untersuchung von Bord gehen zu lassen. Kerry Chant, die Leiterin der
Gesundheitskommission von New South Wales, wies den Vorwurf zurück:
Die Passagiere hätten beim Landgang keine Symptome gehabt - auch
nicht vorher, als das Schiff auf seiner Tour um Neuseeland unterwegs
war. Covid-19-Tests hätten keinen Nachweis erbracht.

Für die Opposition ist Premier Scott Morrison der Schuldige. Er hätte
Kreuzfahrtschiffen früher das Anlegen verbieten müssen, sagte die
führende Labor-Politikerin Kristina Keneally. Die Regierungsmaßnahmen
zur Grenzsicherheit seien unzureichend. Morrison äußerte sich im
Sender 2GB Radio zerknirscht über den «Ruby Princess»-Vorgang. «Das

war überhaupt keine gute Sache, das ist schrecklich gewesen.»