Achter-Steuermann Sauer: «Alle Planungen den Bach runtergegangen»

Dortmund (dpa) - Achter-Weltmeister Martin Sauer sieht den deutschen
Leistungssport nach der Verlegung der Olympischen Spiele von Tokio
vor einer schwierigen Phase. «Zwischen 2020 und 2021 stehen so viele
Hürden, das ist nicht einfach nur ein Jahr. Der deutsche
Leistungssport ist eben kein Profisport, das darf man nicht
vergessen. Für uns sind das immer auch existenzielle Fragen, die sich
da stellen», sagte der Steuermann des Deutschland-Achters den «Ruhr
Nachrichten» (Mittwoch). «Für uns gibt es jetzt mehr Fragen als
Antworten, wir müssen uns komplett neu aufstellen.»

Der 37 Jahre alte Sauer will nicht ausschließen, dass viele ältere
Athleten nun über ein Karriereende nachdenken: «Nicht nur ich muss
mich langsam um meine berufliche Karriere kümmern, das betrifft
sicher die Hälfte unserer Athleten. Alle Planungen, auch persönliche,
sind damit den Bach runtergegangen. Uns läuft die Zeit davon.»

Er verwies zudem auf private Aspekte: «Ein Jahr Verschiebung, das
heißt erneut, ein Jahr seine Familie nicht zu sehen, Frauen,
Lebensgefährtinnen, Freunde, die müssen ja ebenfalls mitmachen,
nachdem sie zuletzt schon so viel zurückgesteckt haben.»

Auch für jüngere Athleten erwartet Sauer gravierende Auswirkungen:
«Die Verschiebung betrifft den Deutschen Ruderverband, die
Nachwuchs-Athleten, die für Olympia in Paris 2024 planen. Denn da
wird es in der Vorbereitung dann an Zeit, an Mitteln, an Plätzen
fehlen.»

Sauer bedauerte, die neue Situation nicht persönlich mit seinen
Mitstreitern aus dem Großboot besprechen zu können: «Es tut mir weh,

dass wir uns jetzt als Mannschaft unter den aktuellen
Corona-Bestimmungen nicht treffen können. Wichtig wäre es, den
anderen direkt in die Augen zu sehen, um auch zu spüren, was sie
denken, was sie bewegt. Das ist digital leider nicht möglich.»