Internationale Pressestimmen zur Verschiebung der Olympischen Spiele

Lausanne (dpa) - Internationale Pressestimmen zur Entscheidung des
Internationalen Olympischen Komitees und von Gastgeber Japan, die
Olympischen Spiele in Tokio auf das Jahr 2021 zu verlegen.

GROSSBRITANNIEN:

«Daily Mirror»: «Mit Blick auf die Organisation, die für die
Olympischen Spiele erforderlich ist, und die Tatsache, dass Tausende
Japaner bereits ihr Leben darauf ausgerichtet hatten (und zwar noch
bevor die 80 000 Freiwilligen mit dem Training beginnen sollten), ist
die Verschiebung traurig. Aber die Entscheidung, die Spiele um ein
Jahr zu verschieben, die der japanische Premierminister Shinzo Abe
gestern angekündigt hatte, war lange überfällig.»

«BBC Sport»: «Plötzlich müssen die Trainingspläne neu geschri
eben und
die Spitzenleistungen neu geplant werden. Für einige bedeutet das,
etwas länger auf ihr olympisches Debüt zu warten, und für andere
bedeutet es, den Ruhestand um ein weiteres Jahr zu verschieben.»

«The Telegraph»: «Während viele um die Chance trauern werden, sich
in
diesem Sommer auf höchstem Niveau zu beweisen, gibt es auch viele,
für die es sich als schwer erwiesen hätte, überhaupt in Tokio dabei
zu sein.»

«The Guardian»: «Einige der Kopfschmerzen sind möglicherweise nicht

so groß wie angenommen. Das IOC wird weiterhin Millionen an Rundfunk-
und Sponsoreneinnahmen erzielen, solange die Veranstaltung weiter
stattfindet, und ein Großteil davon wird an den Sport weitergegeben.»

SPANIEN:

«Marca»: «Die Olympischen Spiele, der Vergnügungspark des Sports,

sind ein weiteres vom Coronavirus zerstörtes Ereignis.»

«AS»: «Die Nachricht war angesichts der aktuellen Situation nat
ürlich
notwendig. Aber sie betrifft auch eine beträchtliche Anzahl von
Athleten, die dieses olympische Ereignis als eine ihrer letzten
Gelegenheiten gesehen haben, um vor ihrem Rückzug Ruhm zu erlangen.»


«Mundo Deportivo»: «Inmitten dieser Weltkrise aufgrund des
Coronavirus hätte sich das Internationale Olympische Komitee als
Sportlokomotive etablieren müssen (...) und hat stattdessen wie
immer spät und schlecht reagiert. Das IOC hat nicht nur eine
großartige Chance verpasst, sein Image zu verbessern, sondern auch
gezeigt, dass es eine Institution bleibt, die (...) mehr um ihre
eigenen Interessen als um alles andere bemüht ist.»

FRANKREICH:

«Dernières Nouvelles d'Alsace»: «Dieses Mal hat sich glücklicherw
eise
der gesunde Menschenverstand durchgesetzt. Es war in der Tat kein
anderer Ausweg möglich - die Spiele waren erledigt.»

«L'Équipe»: «Die Unmöglichkeit, sie (die Spiele) im Juli abzuhalt
en,
war offenkundig. Die Option, sie in den Herbst zu verschieben, wurde
es auch. Keiner ist in der Lage, den Zustand der Erde für diesen
Zeitraum vorherzusagen.»

SCHWEDEN:

SVT: «Terror und Boykotte konnten die Olympischen Spiele nicht
verschieben - aber Corona.»

«Aftonbladet»: «Gegen Covid-19 ist nicht einmal das weltgrößte
Sportfest immun. Aber mitten in der pechschwarzen Dunkelheit brennt
die Olympische Fackel weiter. 2021 könnte die größte Sportparty der
Welt jemals werden.»

DÄNEMARK:

«Jyllands-Posten»: «Historische Verschiebung von Olympia war eine
notwendige Entscheidung. Der Entschluss musste getroffen werden.
Jetzt ist Ruhe und die Athleten können sich auf die neue Situation
einstellen.»

TV2: «Offiziell: Olympia 2020 verschoben. Das Olympische Feuer soll
noch länger in Japan brennen.»

BELGIEN:

«De Morgen»: «Der leerste Sportsommer» (...) «Die Spiele sind in

erster Linie ein gigantisches Geschäft, ein Geldtrog, von dem viele
Akteure im Weltsport leben oder sich laben. (...) Das IOC darf sich
eine ordentliche Feder dafür an den Hut stecken, dass es zu einem
Ausgleich gekommen ist.»

«De Standaard»: «Eine Entscheidung zu einem gigantischen Preis» (..
.)
«Dass Tokio 2020 sich zu Tokio 2021 wandelt - der Name «Tokio 2020»
bleibt allerdings erhalten -, wirft den gesamten internationalen
Sportkalender über den Haufen und schafft drohende
Interessenkonflikte auf verschiedenen Gebieten.»

«Le Soir»: «Das Coronavirus verschiebt die Olympischen Spiele von
Tokio, aber tötet sie nicht.» (...) «Das IOC und die japanische
Regierung haben die einzig mögliche Entscheidung getroffen und die
Olympischen Spiele, das größte Sportereignis der Welt, verschoben.
Der Druck war zu stark geworden.»

RUSSLAND:

«Sport-Express»: «Das Spiel ist aus. Positiv lässt sich aber sehen,

dass bis zu Olympia 2021 nun mehr Zeit ist, endlich die Frage des
Status des russischen Leichtathletikverbandes zu klären. Bis dahin
heißt es: unablässig ackern.»

«Wedomosti»: «Das ist der Versuch eines Kompromisses zwischen Gefahr

und Offenheit. Dass das Olympische Feuer in Tokio bleibt, ist wie ein
Leuchtturm der Hoffnung in diesen unruhigen Zeiten.»

«Kommersant»: «Das wichtigste Sportereignis der Welt ist nun zum wohl

bekanntesten Opfer des Coronavirus geworden. Es gab keinen anderen
Ausweg.»

ITALIEN:

«Corriere della Sera»: Entscheidung zu Olympia überfällig

«Die Verschiebung der Olympischen Spiele ist historisch. Und sie ist
eine kluge Entscheidung, die unnötige, langweilige und vom Griff nach
Geld geprägte Diskussionen beendet. Der Sport kann es sich nicht
leisten, aus dieser Zeit und Welt zu fallen. Vor allem, wenn in
Krankenhäusern gestorben wird, wenn Familien, die über die ganze Welt
verstreut sind, leiden. Die Olympischen Spiele sind Freude,
Wettkampf, Rekorde, Medaillen, aber sie müssen zum richtigen
Zeitpunkt stattfinden. Falsches Timing bedeutet, «brutta figura»,
einen schlechten Eindruck, zu hinterlassen. Gestern hat der
olympische Sport dies vermieden.»

ÖSTERREICH:

«Kurier»: «Nach Politik und Terror ist ein Virus der
Spiele-Verderber»

«Die Presse»: «An der Verschiebung der Sommerspiele in Tokio gab es

ob der Coronavirus-Krise kein Umhinkommen. So sehr sich Japan und das
Internationale Olympische Komitee zum täglich wachsenden Unmut der
Sportwelt dagegen verwehrt haben: Keine andere Entscheidung als der
sporthistorische Schritt ist sinnvoll.»

TSCHECHIEN:

«Pravo»: «Trauer und Erleichterung - die Olympischen Spiele werden
verschoben! Sportler auf der ganzen Welt bedauern, dass sie in diesem
Jahr um diesen Höhepunkt ihrer Karriere gebracht werden, aber sie
begrüßen zugleich, dass nun nach wochenlangen Spekulationen endlich
Klarheit herrscht.»

«MF Dnes»: «Ein historischer Augenblick. Die Olympischen Spiele in
Tokio sind verschoben worden. Die neue Herausforderung heißt nun:
2021. Die überflüssige, geradezu naive Hinhaltetaktik ist beendet.»

«aktualne.cz»: «Pandemien, Kriege, Terroristen oder der wütende
Vulkan Vesuv: Manchmal müssen selbst die Olympischen Spiele
zurückstecken.»

UNGARN:

«Magyar Nmezet» (Budapester Tageszeitung, regierungsnah): «Das IOC

hatte keine andere Wahl»

USA:

«Washington Post»: «Die Spiele in Tokio zu verschieben war richtig,
auch wenn es herzzerreißend ist.»

«Los Angeles Times»: «Das IOC trifft schließlich die kluge
Entscheidung, die Olympiade in Tokio zu verschieben.»