Altkanzler-Ehefrau Schröder-Kim macht Werbung für Mundschutz Von Christina Sticht, dpa

Wenn sie beim Einkaufen eine Maske trage, ernte sie manchmal
misstrauische Blicke, sagt die Ehefrau von Altkanzler Gerhard
Schröder. Die Koreanerin will Mut zum Mundschutz-Tragen machen. Dies
helfe, die Corona-Pandemie zu verlangsamen, ist sie überzeugt.

Hannover (dpa) - Weniger berufliche Termine, abgesagte Sport- sowie
Kulturevents: Auch Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) und Ehefrau
Soyeon Schröder-Kim sitzen im Homeoffice in Hannover fest. Wenn sie
einkaufen geht, trägt die Koreanerin einen Mundschutz, wegen der
Knappheit an Schutzmaterialien derzeit selbst gebastelt. In ihrer
Heimat sei dies selbstverständlich, um andere Menschen zu schützen,
sagt die 49-Jährige im dpa-Interview. In Deutschland werde sie
dagegen manchmal komisch angeschaut.

Frage: Tragen Sie und Ihr Ehemann Gerhard Schröder einen Mundschutz,
wenn Sie spazieren gehen oder einkaufen?

Antwort: Natürlich halten wir uns strikt an die
Ausgangsbeschränkungen, die bundesweit und damit auch in
Niedersachsen vereinbart worden sind. Wie andere leiden auch wir
darunter, dass die Sportstätten geschlossen werden mussten. Aber wir
haben volles Verständnis dafür und halten uns eisern daran. Ich trage
selbstverständlich einen Mundschutz, wenn ich einkaufen gehe. Mein
Mann hat damit wie andere auch Schwierigkeiten, akzeptiert es aber.

Frage: Welche Reaktionen erleben Sie?

Antwort: Die Leute schauen mich etwas komisch an, wenn ich in der
Öffentlichkeit einen Mundschutz trage. Da gab es schon den einen oder
anderen misstrauischen Blick. Offenbar denken einige, dass jeder, der
einen Mundschutz trägt, ansteckend sein könnte. Auch einige meiner in
Deutschland lebenden koreanischen Freundinnen haben ähnliche
Erfahrungen gemacht. Manchen von ihnen hat man sogar unterstellt, sie
seien mit dem Coronavirus infiziert. Aus Gesprächen weiß ich, dass
viele Asiaten Angst haben, dass sie komisch angesehen werden, wenn
sie hier öffentlich einen Mundschutz tragen. Ihnen will ich Mut
machen. Ich jedenfalls gehe auch künftig mit einem Mundschutz zum
Einkaufen, weil ich damit die Kassiererinnen und Kassierer schützen
will. Und ich werde meinen Mann bitten, künftig das Gleiche zu tun.

Frage: Wie der Virologe Christian Drosten erklärte, schützt man mit
den Masken nicht sich selbst, sondern andere Menschen im Nahbereich.
Die Weltgesundheitsorganisation gibt zu bedenken, sie könnten auch
ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen!

Antwort: In den großen Städten meiner Heimat ist es vor allem wegen
der Luftverschmutzung schon seit längerem üblich, einen Mundschutz zu
tragen. Beim Coronavirus wissen wir, dass wir damit zwar nicht uns
selbst, aber andere schützen und die Verbreitung des Virus
verlangsamen können. Koreaner wollen anderen Menschen keinen Schaden
zufügen. Daher trägt nahezu jeder in Korea eine Maske, wenn er in die
Öffentlichkeit geht. Ich bin der Auffassung, dass das Tragen der
Masken freiwillig bleiben sollte, wie das auch in Korea der Fall ist.
Aber vielleicht sollte man Werbung für das Tragen der Masken machen.

Frage: Woher haben Sie Ihre Maske? Sie sind ja vielerorts ausverkauft
oder sehr teuer.

Antwort: Mir ist bewusst, dass es kaum Produzenten für Masken in
Deutschland gibt. Daher ist es schwierig, eine Kampagne für das
Masken-Tragen zu initiieren. Ich habe auch seit langem versucht,
Masken in einer Apotheke zu kaufen, aber vergebens. Ich habe dann
eine Stoffmaske in meinem Koffer, den ich aus Südkorea mitbrachte,
gefunden. Sie ist schon mindestens fünf bis sechs Jahre alt. Eine
Stoffmaske alleine hilft ja wenig. Not macht erfinderisch! Ich habe
mich erkundigt, dass ein deutscher Arzt Kaffeefilter als Notlösung
für geeignet hält. Daher lege ich einen Kaffeefilter in meine
Stoffmaske, wenn ich einkaufen gehe. Den kann man jeden Tag wechseln.

Zur Person: Soyeon Schröder-Kim (49) ist Dolmetscherin,
Repräsentantin von NRW.Invest und Geschäftsführerin eines
Beratungsunternehmens. Sie ist seit 2018 mit Altkanzler Gerhard
Schröder verheiratet. Das Paar lebt in Hannover, Berlin und Seoul.