Ministerin: Drastische Einschnitte nicht über Wochen durchzuhalten Von Oliver von Riegen, dpa

Sie gilt als eine besonnene Managerin der Corona-Krise in
Brandenburg: Gesundheitsministerin Nonnemacher. Die
Grünen-Politikerin sagt, was sie über die Ausgehbeschränkungen denkt

- und über Bayern.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula
Nonnemacher hat angesichts der großen Einschränkungen im Kampf gegen
das Coronavirus Augenmaß gefordert. «Wir haben jetzt sehr drastische
Maßnahmen an den Start gebracht. In einer Demokratie und in einem
Rechtsstaat noch weiter zu gehen, fände ich schon schwierig», sagte
die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. «Wir
müssen jetzt gucken, wann die Kurven abflachen und ob wir dann
nachsteuern müssen.» Sie betonte: «Ich glaube, wir können Maßnahm
en
dieser Intensität nicht über Wochen und Monate durchhalten. Erstens
könnte man dann die Wirtschaft in diesem Land ad acta legen, außerdem
brauchen wir funktionstüchtige Institutionen.»

Damit sich das Virus langsamer ausbreitet, dürfen Brandenburger seit
Montag draußen nur allein, mit Angehörigen aus dem eigenen Haushalt
oder nur mit einer Person außerhalb des Haushalts bei 1,5 Meter
Abstand unterwegs sein. Das gilt vorerst bis 5. April. Das Betreten
öffentlicher Orte ist verboten, aber Ausnahmen gelten für Arbeit,
Arztbesuche, Einkaufen, Krankenbesuche, Sport und dringende
Behördentermine. Viele Läden sind geschlossen, Supermärkte,
Drogerien, Banken, Poststellen und Tankstellen haben aber offen -
auch Gaststätten, die Waren zum Liefern oder Abholen verkaufen.
Andere Länder wie Bayern haben weitgehendere Regeln.

Die Ministerin wirbt für möglichst einheitliche Beschränkungen, zeigt

aber auch Verständnis für Unterschiede. «Bund und Länder haben bish
er
mehrfach versucht, bei Ausgehbeschränkungen einigermaßen einheitlich
vorzugehen. Das finde ich gut», sagte Nonnemacher. «Natürlich ist es

ein Problem, wenn in der Krise immer einige vorpreschen und dann wird
gesagt, das sind die führungsstarken Leute und die anderen sind
Bedenkenträger. Aber wir müssen auch sehen, dass Bayern und
Baden-Württemberg ganz anders betroffen sind.» Man müsse versuchen,
relativ einheitlich vorzugehen, weil das sonst nicht vermittelbar
sei, aber auch Verständnis für regionale Besonderheiten haben.

Die Krankenhäuser sind nach ihrer Ansicht der Schlüssel zur
Bewältigung der Krise. «Die Bilder aus Italien schockieren auch
deshalb, weil dort die Krankenhäuser zusammenbrechen», sagte
Nonnemacher, die Ärztin ist. «Wir müssen den Krankenhäusern die Ang
st
vor finanziellen Nachteilen nehmen, wenn sie planbare Operationen und
Eingriffe verschieben, mit denen sie Geld verdienen.» Das müsse die
Allgemeinheit ausgleichen. «Die Pauschale für leere Betten ist schon
etwas erhöht worden, das ist nach Meinung der Krankenhäuser noch
deutlich unzureichend.» Die Krankenhäuser brauchten Sicherheit.
«Sonst werden wir auch Widerstände erleben, mehr freie Betten zur
Verfügung zu stellen und das können wir nicht gebrauchen.» Sie wolle

die Leistung ambulanter Ärzte mit ihrer Einschätzung nicht schmälern.