Coronavirus-Pandemie: Nicht die erste Krise in der IOC-Geschichte

Frankfurt/Main (dpa) - Das Internationale Olympische Komitee hat
einige Krisen seit der Gründung der Spiele der Neuzeit erlebt.

Die größten Krisen des IOC seit dem Ersten Weltkrieg:

ABSAGEN DURCH WELTKRIEGE: Die für 1916, 1940 und 1944 vorgesehenen

Austragungen der Olympischen Spiele in Berlin, Tokio und London
werden wegen der Weltkriege abgesagt.

HITLER-SPIELE: Die Sommerspiele 1936 in Berlin nutzen die regierenden
Nationalsozialisten und Reichskanzler Adolf Hitler zu
Propagandazwecken, um sich positiv in der Welt darzustellen. Jüdische
Sportler wie die Fechterin Helene Mayer dürfen nur auf
internationalem Druck an den Spielen teilnehmen.

TERRORANSCHLAG VON MÜNCHEN: Bei den Sommerspielen in München
überfällt am 5. September 1972 die palästinensische
Terrororganisation Schwarzer September die israelische Mannschaft im
Olympischen Dorf. Die Geiselnahme endet mit der Ermordung aller elf
israelischen Geiseln sowie mit dem Tod von fünf Geiselnehmern und
eines Polizisten. Nach einer Unterbrechung der Spiele werden sie
fortgesetzt. Der damalige IOC-Präsident Avery Brundage sagt den
historischen Satz: «The games must go on.»

BOYKOTTE: 1980 boykottieren die USA und 64 westliche Staaten,
darunter die damalige Bundesrepublik Deutschland, die Sommerspiele in
Moskau. Grund ist die sowjetische Invasion Afghanistans ein Jahr
zuvor. Allerdings beteiligen sich 16 westliche Staaten nicht am
Boykott, dazu gehören Großbritannien, Italien, die Schweiz und
Österreich. Die Sowjetunion und 14 Ostblockstaaten boykottieren
daraufhin die Spiele 1984 in Los Angeles.

BESTECHUNGSAFFÄRE: Die Bestechungsaffäre um die Winterspiele 2002 in
Salt Lake City hat das IOC ins Mark getroffen. Ende 1998 wird
bekannt, dass mehrere IOC-Mitglieder vom Organisationskomitee der
Winterspiele 2002 in Utah bestochen worden sind, um bei der Wahl des
Austragungsortes die Stimmen dieser Mitglieder zu erhalten. Sechs
IOC-Mitglieder werden auf Lebenszeit gesperrt, vier treten zurück.
Umfangreiche Reformen im IOC sind die Folge.

RUSSISCHER DOPING-SKANDAL: Im Zuge des Doping-Skandals in Russland
entscheidet sich das IOC gegen eine Kollektivstrafe für das Land und
lässt nach individueller Prüfung Athleten an den Sommerspielen 2016
in Rio teilnehmen. Kurz vor der Eröffnungsfeier weist Sonderermittler
Richard McLaren Staatsdoping in Russland nach. Außerdem sind laut des
Reports Doping-Proben der eigenen Athleten bei den Winterspielen 2014
in Sotschi ausgetauscht worden. Für die Winterspiele 2018 in
Pyeongchang wird Russland vom IOC suspendiert. 168 russische Sportler
sind nach Einzelprüfung dennoch am Start.

CORONAVIRUS-PANDEMIE: Die Vorbereitungen auf die Sommerspiele 2020 in
Tokio werden von der Coronavirus-Pandemie überschattet. Trotz der
sich rasant weltweit ausbreitenden Krise halten das IOC und Gastgeber
Japan lange und trotz globaler Proteste an dem geplanten
Austragungstermin vom 24. Juli bis 9. August fest. Erst nach größer
werdenden Druck, steigender Infizierten- und Totenzahlen einigen sich
IOC und der Olympia-Gastgeber auf eine Verlegung um ein Jahr.