Eventim warnt vor Insolvenzwelle - Spätere Ticketerstattung gefordert

Durch die Corona-Krise hagelt es weltweit im Minutentakt Absagen.
Konzerte, Shows, Tourneen - alles wird verschoben. Wollten alle auf
einmal und sofort ihr Ticketgeld zurück, könnte eine ganze Branche
abstürzen, warnt einer der großen Player in dem Geschäft.

Bremen (dpa) - Kleine und mittelgroße Veranstalter von Konzerten und
Kulturevents sind nach Worten von Eventim-Chef Klaus-Peter
Schulenberg aufgrund der Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht.
Sollte es eine bislang geplante aufschiebende Regelung für die
Ticketerstattung nicht geben, dann werde die Kulturlandschaft in
Deutschland umfassend und dauerhaft Schaden nehmen. «Dann gehen mehr
als die Hälfte der deutschen Veranstalter in den Konkurs», warnte
Schulenberg, der Europas führendes Ticket- und Live-Entertainment-
Unternehmen leitet, der Deutschen Presse-Agentur. Allein bei Eventim
seien inzwischen 55 000 Veranstaltungen verschoben worden.

An den Bundestag appellierte er, das Moratorium zu verankern, das
noch bis vorigen Freitag im Gesetzentwurf zur Abmilderung der
Corona-Folgen gestanden habe. In einem jüngeren Entwurf sei es nicht
mehr enthalten.

Es müsse aber möglich sein, bis 30. September die Rückzahlung von
Tickets zu strecken oder abgesagte Veranstaltungen im Herbst
nachzuholen. Diesen «absolut steuerkostenneutralen Vorschlag» habe
man der Bundesregierung zur Entspannung der Lage unterbreitet. Er sei
zumutbar und würde helfen, sonst unvermeidbare Insolvenzen zu
verhindern, so Schulenberg. «Es geht um die kleinen und mittelgroßen
Veranstalter, nicht um Eventim. Als Eventim sind wir stark genug.»

Die Veranstalter hätten für viele Leistungen in Vorkasse gehen müssen

und unter anderem für Künstler, Lichtdesigner, Marketing und vieles
mehr bereits gezahlt, sagte Schulenberg, der sich auch in einem der
dpa vorliegenden Brief an einige Bundestagsabgeordnete wandte. «Wenn
jetzt alle kommen und sofort das Geld zurückwollen, das der
Veranstalter ja schon ausgegeben hat, in der Erwartung, dass die Show
stattfindet, dann wird es sehr, sehr schwierig.»

In dem Schreiben an die Parlamentarier betont Schulenberg, dass die
deutsche Veranstaltungswirtschaft die «tragende Säule des Kultur- und
Freizeitlebens in unserem Land» sei. Die in ganz Deutschland
geltenden Veranstaltungsverbote seien ein massiver und
zielgerichteter Eingriff in den Gescha?ftsbetrieb einer ganzen
Branche, der ohne Beispiel sei. Ohne geeignete
Unterstu?tzungsmaßnahmen werde das zu einem noch nicht absehbaren
Schaden für die deutsche Kulturlandschaft führen.