Regierung entscheidet über Absage der Schulabschluss-Prüfungen

Wegen der Corona-Pandemie hat Schleswig-Holsteins Bildungsministerin
Prien eine Absage der Abi- und aller anderen Schulabschluss-Prüfungen
vorgeschlagen. Während das Kabinett in Kiel am Mittwoch darüber
entscheiden will, will Hamburg die Lage nun neu bewerten.

Kiel/Hamburg (dpa/lno) - Schleswig-Holsteins Landesregierung
entscheidet am Mittwoch über eine Absage der Abitur- und auch aller
anderen Abschlussprüfungen wegen der Corona-Pandemie. Nach den Plänen
von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sollen die Schüler
stattdessen Abschlusszeugnisse auf Basis bisheriger Noten erhalten.
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) kündigte deshalb bereits an,
die Haltung des Stadtstaats in dieser Frage zu überdenken. Bislang
wollte Hamburg an den Abiturprüfungen festhalten. Neben den regulären
Terminen ab dem 16. April sollte es Nachschreibetermine und eine
zusätzliche dritte Terminschiene geben, um jedem Prüfling die
Teilnahme auch im Quarantäne- oder Krankheitsfall zu ermöglichen.

«In der derzeitigen Situation und der besonderen Herausforderung
nicht nur für unser Schulsystem, sondern auch jeden einzelnen von
uns, halte ich diese Entscheidung für geboten», begründete Prien
ihren Vorstoß. Sie sprach angesichts der Ausbreitung des neuartigen
Coronavirus und der Einschränkungen des öffentlichen Lebens von einer
außergewöhnlichen Situation. Wann und wie der Unterricht wieder
aufgenommen werden könne, sei noch nicht absehbar. Schulsenator Rabe
betonte dagegen: «Alleingänge sind in dieser wichtigen Frage nicht
vernünftig. Deshalb werden wir jetzt zusammen mit den anderen Ländern
prüfen, welche Auswirkungen die Entscheidung in Schleswig-Holstein
auf das Abitur in allen anderen Ländern und in Hamburg haben wird.»

Abgeordnete der Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP
signalisierten bereits Unterstützung zu Priens Plänen. Allerdings sei
ein Teil der Schüler auf eine Abschlussprüfung angewiesen, um den
Notendurchschnitt zu verbessern, beispielsweise um den Zugang zu
einer weiterführenden Schule oder zu einem Studienfach zu erreichen,
sagte die FDP-Bildungspolitikerin Anita Klahn. «Für diese Fälle
sollte es die Möglichkeit einer zusätzlichen Prüfungsleistung geben.
»

Mitte März wurde der Unterricht an den Schulen eingestellt. Im
laufenden Schuljahr wollen im Norden 14 000 Schüler ihr Abitur
ablegen. Nach Angaben des Bildungsministeriums meldeten die Schulen
zudem 10 415 Schüler zum ersten allgemeinbildenden Schulabschluss an
und weitere 12 083 Schüler zum mittleren Schulabschluss.

Hamburg meldete unterdessen den ersten Todesfall, der eindeutig auf
eine Infektion mit dem neuartigen Corona-Virus zurückzuführen ist.
Der 52 Jahre alte Mann habe sich nach der Rückkehr aus einem Urlaub
mit Symptomen und einem positiven Corona-Test in häuslicher
Quarantäne befunden, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Er
sei am Sonntagabend gestorben. Eine Untersuchung des Toten durch die
Rechtsmedizin ergab nach dpa-Informationen einen direkten
Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung.

Die Gesundheitsbehörde werde den Fall als ersten Hamburger
Corona-Toten an das Robert Koch-Institut melden, sagte der Sprecher.
Bei einem bereits Freitag vorvergangener Woche gestorbenen Bewohner
eines Seniorenheims sei eine zwar eine Corona-Infektion festgestellt
worden. Doch sei diese wegen umfangreicher Vorerkrankungen des Mannes
nicht als eindeutige Todesursache ausgemacht worden.