Gewerkschaft: Bahn soll Angebot deutlich runterfahren

Jetzt weniger Züge, um auch noch in einigen Wochen genug Personal zu
haben. Das fordert die Lokführervertretung, damit Bahnkunden trotz
Corona-Krise weiterkommen. Heute tagt der Aufsichtsrat.

Berlin (dpa) - Die Lokführergewerkschaft GDL fordert, das
Fahrtenangebot für Bahnreisende in der Corona-Krise deutlich zu
reduzieren. «Wir müssen nicht auf Teufel komm raus heiße Luft
transportieren», sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky der
Deutschen Presse-Agentur. «Wir müssen mindestens auf 50 Prozent
runter.»

Die Fahrgastzahlen seien deutlich gesunken, erklärte der Chef der
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Deshalb müsse die Bahn
jetzt Personalreserven bilden, um auch in den nächsten Wochen ein
verlässliches Grundangebot aufrecht erhalten zu können. «Auch
Lokführer und Zugbegleiter werden krank», sagte Weselsky mit Blick
auf die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus.

Aus seiner Sicht hat die Bahn zu lange an einem 100-Prozent-Angebot
festgehalten, jetzt sei sie noch bei rund 90 Prozent. Das könne auch
für die Werkstätten zu einer Herausforderung werden, wenn die Krise
es schwieriger mache, Ersatzteile zu bekommen.

Unter dem Eindruck der Krise berät der Aufsichtsrat der Deutschen
Bahn an diesem Mittwoch über die Lage des Bundesunternehmens. Das
hatte bereits bekannt gegeben, dass die Buchungen zurückgehen, aber
keine Zahlen genannt.

Auf der Tagesordnung des Kontrollgremiums steht der Jahresabschluss
2019, der voraussichtlich einen Gewinnrückgang im laufenden Geschäft
enthält. Nach 2,1 Milliarden Euro im Vorjahr dürfte das Ergebnis vor
Zinsen und Steuern 2019 noch bei 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro gelegen
haben, wie im Zuge der Budgetplanung im Dezember aus
Aufsichtsratskreisen verlautet war.

Für 2020 wurde ein weiterer Rückgang auf 1,3 Milliarden Euro
angepeilt - das war allerdings, bevor das Virus Europa erreichte.
Wichtiger als der Gewinn ist nach dieser Planung ein besseres Angebot
für die Kunden.

Thema im Kontrollgremium ist auch die Neubesetzung mehrerer
Aufsichtsratsposten. So war ein Vertreter des Bundes, Levin Holle, im
Februar in den Vorstand gewechselt, wo er die Ressorts Finanzen und
Logistik übernahm. Auch auf der Arbeitnehmerseite gibt es
Personalwechsel. So dürfte der neue Vorsitzende der Eisenbahn- und
Verkehrsgewerkschaft (EVG), Torsten Westphal, ein Mandat erhalten.