Kultusminister beraten über Prüfungschaos - NRW-Beschluss bis Freitag

Die Schulen sind geschlossen und die Schüler lernen zu Hause. Was ist
mit den Abi-Prüfungen? NRW will bis Freitag entscheiden und gemeinsam
mit möglichst vielen Bundesländern vorgehen. An diesem Mittwoch ist
eine Schaltkonferenz der Kultusministerkonferenz geplant.

Berlin/Düsseldorf (dpa) - Die Kultusminister der Bundesländer wollen

an diesem Mittwoch über das weitere Vorgehen bei den anstehenden
Schulabschlussprüfungen in der Corona-Krise beraten. Nach
Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist für den Mittag eine
Schaltkonferenz geplant, bei der es um das Durcheinander bei diesem
Thema gehen soll. Während Hessen und Rheinland-Pfalz weiter
Abiturprüfungen stattfinden lassen, haben andere Länder das Abi und
andere Abschlussprüfungen verschoben. Schleswig-Holstein will die
Prüfungen sogar ganz ausfallen lassen.

Nordrhein-Westfalens Landesregierung will möglichst im Einvernehmen
mit vielen Bundesländern bis Freitag über die Abiturprüfungen 2020
entscheiden. «Nordrhein-Westfalen ist auf verschiedene Szenarien
vorbereitet und wird in dieser Woche noch einen Vorstoß unternehmen,
mit möglichst vielen Ländern einen gemeinsamen Weg einzuschlagen»,
sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). «Sollte dies nicht
möglich sein, wird Nordrhein-Westfalen unabhängig davon seine
Entscheidungen treffen und diese am Freitag vorstellen», heißt es in
einer Erklärung Gebauers vom Dienstagabend.

Die bundesweite Einstellung des Unterrichts in allen Schulen infolge
der Coronavirus-Ausbreitung sei unvermeidlich gewesen und stelle eine
absolute Ausnahmesituation dar, erklärte Gebauer. Dies erfordere ein
besonnenes und abgestimmtes Vorgehen aller Beteiligten. Die
angehenden Abiturientinnen und Abiturienten hätten mit Blick auf
ihren Schulabschluss ein Recht auf faire Bedingungen und transparente
Entscheidungen. Sie betonte: «Ich kann den Wunsch nach einer raschen
Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Aber: Es braucht jetzt nicht
die schnellstmögliche, sondern die bestmögliche Entscheidung.»

Bei den Planungen würden selbstverständlich auch alle weiteren
Abschlussprüfungen berücksichtigt, wie die etwa 60 000 dezentral
organisierten Abitur-, FHR- und Berufsabschlussprüfungen nach
Landesrecht an den Berufskollegs und die Zentralen Abschlussprüfungen
der Klasse 10, hieß es ergänzend aus dem NRW-Schulministerium.

Die Elternverbände in Nordrhein-Westfalen hatten zuvor am Dienstag
trotz Corona-Krise Klarheit für die Abi- und Abschlussprüfungen ihrer
Kinder gefordert. Die Landeselternschaft der Gymnasien NRW zeigte
sich «befremdet und enttäuscht», dass die Bundesländer sich bisher

nicht auf ein abgestimmtes Verhalten hätten einigen konnten. Sie
kritisierte, dass mehrere Bundesländer mit einer Verschiebung des
Abiturs vorgeprescht seien. «Wir sorgen uns daher um die Qualität und
Integrität der Abiturprüfungen in diesen besonderen Zeiten», hieß e
s.

Formulierungen wie «Not-Abitur» oder «Kurz-Abitur» erweckten den
Eindruck, dass der aktuelle Abiturjahrgang eine Prüfung ablegt, die
gegenüber den Vorjahren minderwertig sei. Das müsse unbedingt
vermieden werden. Wenn sich in zwei Wochen herausstellen sollte, dass
es keine Eindämmung der Coronavirus-Infektionen gibt, sollte darüber
nachgedacht werden, die bisherigen Leistungen ohne Prüfungen zu einer
Abiturnote zusammenzurechnen. «Außergewöhnliche Zeiten erfordern
außergewöhnliche und mutige Entscheidungen...», so der Verband.

Den Schülern müssten die Abschlüsse in diesem Schuljahr ermöglicht

werden, damit sie sich für einen Ausbildungsplatz oder Studienplatz
bewerben könnten, forderte die Landeselternkonferenz, Dachverband der
Stadt- und Kreisschulpflegschaften, am Dienstag. Andernfalls gehe ein
Ausbildungsjahr verloren. Deshalb müssten die Termine für die
Abschlussprüfungen schnellstmöglich, noch vor Ostern, feststehen.