Boll will keinen Starbonus - Vielleicht Platte ins Wohnzimmer

Frankfurt/Main (dpa) - Tischtennis-Starspieler Timo Boll will in
Zeiten der Corona-Krise keine Sonderrolle und verzichtet auf ein
Hallentraining. «Alle Sportanlagen sind geschlossen. Ich müsste
theoretisch den Bürgermeister um eine Sondergenehmigung anbetteln,
was vielleicht auch durchginge. Aber ich will ein Vorbild sein und
mich an die Regelungen halten, die für alle gelten, nicht als großer
Tischtennisspieler daherkommen, für den alles möglich gemacht werden
muss», sagte Boll in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen
Zeitung». «Ich könnte mich mit einem Roboter in die Halle stellen und

keinen gefährden, aber ich will lieber ein Zeichen setzen», sagte der
39-Jährige.

Seit zwei Wochen habe er nun nicht trainieren können. «Wenn die
Situation so bleibt, überlege ich mir, eine Tischtennisplatte ins
Wohnzimmer zu stellen, dann müsste der Billardtisch weichen. Er wiegt
500 Kilogramm, das wäre ein schöner Akt», meinte der Spieler von
Borussia Düsseldorf. Ein professionelles Training könne er so aber
auch nicht absolvieren. Es wäre mehr ein «Placebo», meinte Boll.

Die Verschiebung der Olympischen Spiele ins kommende Jahr ist für
Boll folgerichtig. «Ich konnte einerseits nachvollziehen, dass er
klammerte, es geht um eine Menge Geld», meinte er zur Politik von
IOC-Präsident Thomas Bach. «Wir sehen auch im Fußball, dass noch
versucht wird, irgendwas zu retten. Aber: Keine Vorbereitung, keine
Dopingkontrollen, keine Qualifikationswettkämpfe, die Absagen
einzelner Sportler und ganzer Nationen. Als Deutscher musste man die
Augen vor der generellen Lage schon fest verschließen, um nicht zu
sehen, dass eine Verschiebung unumgänglich ist. Am Ende siegte der
Realismus», sagte der dreimalige Olympia-Medaillengewinner.