Polizeipräsident Meyer rechnet wegen Corona mit Katastrophenfall

Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer
rechnet im Zuge der Coronakrise mit dem Katastrophenfall in der
Hansestadt. «Davon muss man ausgehen», sagte er in einem Interview
des «Spiegel» (Dienstag). Er glaube aber, «dass das kein großer
Unterschied mehr wäre zum jetzigen Zustand. Es wäre keine neue
Herausforderung für die Polizei».

Mangels zu begleitender Versammlungen, Demonstrationen oder
Sportveranstaltungen stünden zahlreiche Kräfte der
Bereitschaftspolizei zur Verfügung, die überwachen, dass die
Corona-Regeln eingehalten werden, sagte Meyer. So seien am Montag
zusätzlich zum regulären Streifendienst etwa 600 Beamte aus mehreren
Hundertschaften im Einsatz gewesen.

Innerhalb von zehn Tagen wurden nach Angaben des Polizeipräsidenten
etwa 650 Verstöße gegen die Corona-Regeln festgestellt. Im Schnitt
gebe es pro Tag 800 Überprüfungen. «Wir agieren mit Augenmaß»,
betonte Meyer. Bei der Mutter auf dem Spielplatz reiche vielleicht
eine Ermahnung. «Das Verhalten eines Ladenbesitzers aber, der bewusst
oder wiederholt die Vorschriften ignoriert, wird als Straftat
geahndet.»

Die große Mehrheit der Hamburger sei vernünftig. «Aber es gibt eben
Leute, die sich ohnehin nicht gern an Regeln halten und deshalb auch
jetzt auffallen. Wir beobachten Verstöße durch jüngere Menschen, die

sich vermutlich für unverwundbar halten, was Corona betrifft.»

Bei der Polizei selbst seien bislang zwölf Mitarbeiter am neuartigen
Coronavirus erkrankt, sagte Meyer. Etwa 270 Mitarbeiter hätten sich
in Quarantäne befunden, weil sie in Risikogebieten gewesen waren. Das
seien bei 11 000 Beschäftigten zwar nur wenige Betroffene. «Zugleich
ist davon auszugehen, dass die große Welle noch kommt.»