Nach Verwirrung um Coronavirus-Tests: Labor analysiert alle Proben

Tübingen/Ravensburg (dpa/lsw) - Nach einer Debatte über
möglicherweise nicht verwertbare und liegengebliebene
Coronavirus-Tests hat ein Labor in Ravensburg im Laufe des Dienstags
ausstehende Proben analysiert. Durch die Nachmessung seien noch
positive Patienten diagnostiziert worden, sagte der beauftragte
Geschäftsleiter des Labors, Diethard Müller, am Dienstagabend. Im
Laufe des Abends sollten alle der 2000 noch ausstehenden Proben
analysiert werden.

In einer Zwischenbilanz sagte Müller am Abend, fast alle Proben seien
analysiert und rund 12 Prozent der Patienten positiv getestet worden.
Bei 2000 Proben entspricht das einer Zahl von rund 240. Der Anteil
positiver Patienten unterscheide sich bei den nachträglich gemessenen
Proben nicht auffällig von an anderen Tagen in der Kalenderwoche
durchgeführten Tests. Das zeige, dass die Empfindlichkeit der Messung
nicht auffällig nachgelassen habe. Da ein Abbau der Viren in den
Proben aber nicht ausgeschlossen werden könne, sollten Patienten bei
einem negativen Ergebnis eine neue Probe einsenden, wenn sie noch
krank sind.

Das MVZ Labor Ravensburg hatte für Verwirrung gesorgt, weil es den
Behörden am Sonntag zunächst mitgeteilt hatte, es seien rund 2000
Coronavirus-Proben aus den Landkreisen Tübingen, Ravensburg, Biberach
sowie dem Bodenseekreis wegen nicht vorhandener Chemikalien lange
nicht analysiert worden. Sie könnten daher nicht mehr verwertet
werden. Am Montag gab das Labor zwar Entwarnung. Die Behörden hatten
da allerdings schon zu Nachholtestungen aufgerufen.

Das Labor erklärte am Dienstag dazu, das Robert Koch-Institut (RKI)
empfehle eine Testung bei gekühlter Lagerung und Transport innerhalb
von 72 Stunden. Am Tag zuvor habe das RKI dem Labor aber bestätigt,
Proben könnten auch noch nach längerer gekühlter Lagerung analysiert

werden.

Das Labor sieht sich nun starker Kritik ausgesetzt: Die Ärztin Lisa
Federle von der Tübinger Coronavirus-Teststation kündigte an, keine
Proben mehr zur Analyse an das Labor schicken zu wollen. Derzeit
würden Proben an die Tübinger Uniklinik geschickt, man sei auf der
Suche nach neuen Labors. Das Tübinger Landratsamt teilte mit, man
könne nicht ausschließen, doch noch einmal auf das Ravensburger Labor
angewiesen zu sein und Proben dorthin zu schicken.

Teststationen aus den drei anderen betroffenen Landkreisen wollen
weiter Proben an das Labor senden. «Bei allem Ärger über die Panne
und die ungute Kommunikation ist die Testkompetenz dieses Labors für
uns extrem wichtig und wir können nicht darauf verzichten», teilte
das Landratsamt Bodenseekreis mit.