Ein Neustart in Zeiten von Corona: Brady mit schwerem Beginn in Tampa

Ein Quarterback im American Football muss sein Team besser kennen als
jeder andere - für Tom Brady sind die Bedingungen daher erst mal
schlecht. Der Superstar ist zwar der erfolgreichste Profi der NFL,
nur: Wann er erstmals mit den Buccaneers trainieren kann, ist offen.

Tampa (dpa) - In diesen Zeiten verkommt sogar die Vorstellung des
besten Quarterbacks in der NFL-Geschichte zu einer banalen
Telefonkonferenz. US-Sportjournalisten aus Los Angeles, aus Boston
oder Tampa erlebten Tom Bradys ersten offiziellen Auftritt als
Angestellter der Tampa Bay Buccaneers am Dienstag nicht als großen
Moment im Blitzlichtgewitter mit typisch amerikanischer Inszenierung,
sondern an ihren Schreibtischen. Sie bekamen kein Winken, kein
Lächeln, kein Foto im neuen Trikot - nur die Stimme des Mannes, der
aus einer Mannschaft ohne Playoff-Spiel in zwölf Jahren nun einen
Super-Bowl-Kandidaten machen soll.

Dabei sind gerade die Folgen der Coronavirus-Pandemie für den
Quarterback-Superstar eine zusätzliche Herausforderung bei seinem
neuen Arbeitgeber. Die NFL hat den Teams verboten ihre Einrichtungen
zu nutzen, trainiert werden kann derzeit nur in den heimischen
Fitnessstudios. Teambesprechungen, Treffen mit Kollegen: Alles erst
mal nicht möglich. Wann und wie er seine Mitspieler bei den
Buccaneers kennenlernen kann und wie das Training in den kommenden
Monaten vor dem Start in die neue NFL-Saison ablaufen wird, ist auch
für ihn völlig unklar.

«Ich werde keine Vorhersagen machen, wie die kommenden Monate
aussehen. Ich werde so gut wie möglich mit den Leuten sprechen,
Technologie wird helfen», sagte der 42-Jährige. «Ein Tag nach dem
anderen ist zwar eine Phrase, aber genau darum geht es gerade.»

Dabei wäre gerade jetzt jeder Tag als Team auf dem Feld besonders
wertvoll. Denn Brady hat erstmals in seiner Karriere als
American-Football-Profi den Club gewechselt. Bei den New England
Patriots kannte er nach 20 Jahren alles und jeden. In Florida muss er
nicht nur die Körpersprache neuer Mitspieler wie der beiden
Star-Receiver Mike Evans und Chris Godwin entschlüsseln, sondern auch
Trainingsmethoden und Herangehensweisen neuer Trainer.

Die Erfahrung aus neun Super-Bowl-Teilnahmen und sechs Siegen im
wichtigsten Football-Spiel der Welt wird ihm helfen, darauf setzen
alle bei den Buccaneers. Er sei der «beste Quarterback, der das Spiel
je gespielt hat. Tom zu bekommen war unsere Nummer-eins-Priorität»,
betonte General Manager Jason Licht. Trainer Bruce Arians erhofft
sich vor allem viel von Bradys Führungsqualitäten in der Kabine. Aber
auch ihnen ist klar, dass die Bedingungen erschwert sind - und Brady
alleine aus dieser Mannschaft keinen Titelkandidaten machen wird.

Daher versuchte auch der Ehemann von Supermodel Giselle Bündchen die
Erwartungen etwas zu dämpfen und seine Rolle auf die eines zwar
wichtigen, aber nicht alleinentscheidenden Faktors zu reduzieren.
«Eine Person ist kein Team. Ein Team ist wenn jeder alles gibt, was
geht», sagte er. «Jeder hier will so gut sein wie möglich.» Mit ihm
,
so die Rechnung der Buccaneers, sind alle allerdings etwas besser.