Debatte um Abi-Prüfungen - Mecklenburg-Vorpommern lässt Frage offen

Die Corona-Krise bringt auch die Schulprüfungen völlig durcheinander.
Während etwa in Hessen Abiturprüfungen geschrieben werden, will
Schleswig-Holstein alle Prüfungen absagen. In Mecklenburg-Vorpommern
wird vor Mai nicht geprüft. Ob überhaupt, ist aber offen.

Schwerin (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommern bleibt vorerst offen,
wie Gymnasiasten in diesem Jahr zum Abitur kommen. Bildungsministerin
Bettina Martin (SPD) sagte am Dienstag in Schwerin, dass derzeit
Absprachen zwischen den Ländern liefen. Dabei werde über Szenarien
gesprochen, die ein Abitur ermöglichen, auch wenn Prüfungen nicht
oder nur teilweise abgehalten werden können. «Auch
Mecklenburg-Vorpommern bringt sich hier mit seinen Vorstellungen
umfassend ein. Mir ist wichtig, dass die Entscheidungen dazu
rechtzeitig fallen», sagte Martin.

Schleswig-Holstein hatte zuvor mitgeteilt, dass es eine Absage aller
Schulabschluss-Prüfungen einschließlich des Abiturs plane. Nach den
Worten der Kieler Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sollen Schüler
zum Ende des Schuljahres Abschlusszeugnisse auf Basis bisheriger
Noten erhalten. Auch Hamburg erwägt nun ein Umdenken. Bislang sollte
das Abitur regulär stattfinden. In Hessen und Rheinland-Pfalz fanden
am Dienstag bereits Abiturprüfungen statt.

Martin verwies darauf, dass es auf ihre Anweisung hin im Zuge der
Schulschließungen in Mecklenburg-Vorpommern im März und April keine
Prüfungen zum Abitur oder zur Mittleren Reife geben werde. Die
Bundesländer seien sich aber darin einig, dass sie das Abitur 2020
garantieren und sich den Abschluss gegenseitig anerkennen werden.

Der Landesschülerrat Mecklenburg-Vorpommerns schlug vor, zunächst an
den Prüfungen festzuhalten. Mit Blick auf die Auswirkungen der
Corona-Pandemie müssten aber auch Notfallpläne entwickelt werden,
heißt es in einer Mitteilung. Sollte die Entscheidung fallen, dass
Prüfungen auch im Mai nicht zu verantworten seien, solle eine erneute
Verschiebung in Erwägung gezogen oder über Prüfungsersatzleistungen
nachgedacht werden. Schüler müssten auf jeden Fall die Chance
bekommen, sich zu verbessern, etwa durch eine freiwillige Facharbeit
oder mündliche Prüfungen per Videokonferenz.

Der Petition zweier Hamburger Schüler, die Abiturprüfungen
deutschlandweit ausfallen zu lassen, wollte sich der Landesschülerrat
nicht anschließen. Die dort aufgestellte Forderung nach einem
sogenannten Durchschnittsabitur sei überstürzt. Die Prüfungen
ausfallen zu lassen, solle das letzte Mittel sein, hieß es in der
Mitteilung des Landesschülerrats.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger,
sagte der Deutschen Presse-Agentur, der jüngste Beschluss der
Kultusministerkonferenz der Länder (KMK), «sich gegenseitig das Abi
anzuerkennen, egal wie es zustande gekommen ist», habe den Keim dafür
gelegt, dass nun jedes Bundesland in der Corona-Krise beim Abitur
mache, was es wolle. Für Bildung und Schulen ist jedes Bundesland
selbst zuständig.