Piazolo: Änderungen beim Übertrittszeugnis, Abitur aber nach Plan

Normalerweise schreiben Viertklässler in diesen Wochen einen
regelrechten Prüfungsmarathon. Heuer ist auch das anders: Die
bisherigen Noten gelten als Maßstab. Es gibt aber noch die Chance,
sich zu verbessern. Auch die Abiturienten müssen weiterlernen.

München (dpa/lby) - Die Übertrittszeugnisse der fast 109 000
Viertklässler in Bayern werden wegen der Corona-Krise heuer auf Basis
der vor den Schulschließungen erzielten Noten erstellt. Dies hat der
Ministerrat am Dienstag in München beschlossen. Falls die Schulen wie
bislang geplant am 20. April wieder öffnen, können die Schüler noch
bis zum 11. Mai drei freiwillige Proben schreiben. Verpflichtende
Proben werden aber nicht mehr gefordert. Für die Abiturienten bleibt
es hingegen beim bisherigen Plan: Im Gegensatz zu Schleswig-Holstein
sollen die Prüfungen im Freistaat nach aktuellem Stand nicht abgesagt
werden.

Für die Grundschüler gilt: «Die Eltern können entscheiden, ob die
Ergebnisse der drei freiwilligen Proben in Deutsch, Mathematik und
Heimat- und Sachunterricht in die Durchschnittsnote einfließen. Das
bedeutet: Jedes Kind kann sich verbessern, keines wird sich
verschlechtern», erläuterte Kultusminister Michael Piazolo (Freie
Wähler). In der ersten Woche nach den Ferien sollen noch keine Proben
stattfinden.

Die Ausgabe der Übertrittszeugnisse wird laut Ministerium vom 4. Mai
auf den 11. Mai verlegt, der Inhalt zudem verschlankt. Ausgewiesen
werden heuer lediglich die Noten der drei Fächer Deutsch, Mathematik
und Heimat- und Sachunterricht. Hinzu kommt die Durchschnittsnote
einschließlich der Übertrittsempfehlung sowie eine kurze Bemerkung
über Lern-, Arbeits- und Sozialverhalten des Kindes.

Bei den Abiturprüfungen hält Bayern hingegen an der geplanten
Verschiebung fest. «Unser Ziel ist es, die Abiturprüfungen nach dem
neuen Fahrplan ab dem 20. Mai durchzuführen», betonte Kultusminister
Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag. «Für den Fall, dass dies

aufgrund aktuell noch nicht absehbarer kurzfristiger Entwicklungen
nicht möglich sein sollte, gibt es verschiedene alternative
Lösungen.»

Diese müsse man sehr sorgfältig prüfen. «Schnellschüsse helfen da

nicht weiter», betonte Piazolo. Hingegen plant Schleswig-Holsteins
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) wegen der Corona-Pandemie eine
Absage der Prüfungen zum ersten allgemeinbildenden und zum mittleren
Schulabschluss sowie zum Abitur. Einen entsprechenden Vorschlag wolle
sie am Mittwoch dem Kabinett vorlegen, sagte Prien am Dienstag.

Entsprechende Forderungen lehnt auch der Bayerische Philologenverband
ab. «Die in Bayern eingeschlagene Richtung, nämlich den Abiturbeginn
auf 20. Mai zu verschieben, ist die richtige», urteilte der
Vorsitzende Michael Schwägerl. Den Abiturienten fehlten noch
Klausuren, praktische Prüfungen und mündliche Leistungsnachweise.
Falls diese nicht bis zum nun festgelegten Zeitpunkt abgeschlossen
werden könnten, könnten die Abiturprüfungen noch weitere drei Wochen

in den Juni verschoben werden.

Auch der Vorsitzende des Bayerischen Realschullehrerverbands, Jürgen
Böhm, sieht die Abschlussprüfungen, die dort am 30. Juni beginnen
sollen, zum jetzigen Zeitpunkt nicht gefährdet. «Die Schüler aller
Jahrgangsstufen werden mit Inhalten aller Fächer gut versorgt.»

Übrigens: Wer fürchtet, sich nicht ausreichend weiterbilden zu
können, kann auf das Online-Angebot des Bayerischen
Volkshochschulverbands zurückgreifen. Er bietet morgens und abends im
Youtube-Channel «vhs.daheim» kostenfreie Vorträge, Seminare,
Lesungen, Konzerte und Künstlergespräche.