Wahlhelfer schlagen Alarm nach Corona-Kommunalwahlen in Frankreich

Paris (dpa) - Gut eine Woche nach den Kommunalwahlen in Frankreich
beklagen Wahlhelfer Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus oder
entsprechende Symptome. «Wir hatten nicht die richtige Ausrüstung:
Weder das Rathaus noch die Präfektur stellten uns Masken zur
Verfügung. Wir hatten nur eine Handvoll Handschuhe und eine Flasche
Desinfektionsmittel», sagte der 40-jährige Olivier, Leiter eines
Wahllokals in Lyon, am Dienstag dem Sender Franceinfo. Nun leide er
an Kopfschmerzen, Enge in der Brust und Geschmacksverlust. Einige
Städte wie Montmagny, Franconville oder Billom warnen ihre Bürger auf
Facebook, dass Wahlhelfer positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden
seien oder es zumindest entsprechende Verdachtsfälle gibt.

Bei der ersten Runde der Kommunalwahlen am 15. März wurden im ganzen
Land Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gewählt. Trotz der
fortschreitenden Coronavirus-Pandemie waren Millionen Menschen dazu
aufgerufen, ihre Stimme in den Wahllokalen abzugeben. Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron hatte erklärt, dass aus wissenschaftlicher
Sicht nichts dagegen spreche, wählen zu gehen, wenn ein paar
Vorsichtsmaßnahmen eingehalten würden. Einen Tag nach der Wahl
vollzog er eine komplette Kehrtwende und verhängte strenge
Ausgangsbeschränkungen.

Zahlreiche Wahlhelfer monieren nun, dass sie auf engstem Raum mit
Hunderten Menschen Kontakt hatten. Bereits im Vorhinein hatte es
massive Kritik an Macrons Entscheidung gegeben. Schließlich wurde bei
der Abstimmung ein Rekordtief bei der Wahlbeteiligung verzeichnet.
Besonders in kleinen Gemeinden fordern nun viele, dass der erste
Wahlgang für ungültig erklärt wird. Die Endrunde hatte Macron
schließlich verschoben, sie hätte eigentlich am vergangenen Sonntag
stattfinden sollen.