Virtuelles Gedenken wegen Corona: Argentinier erinnern an Putsch

Buenos Aires (dpa) - Wegen der Corona-Pandemie fällt der
traditionelle Marsch zum Gedenktag an den Militärputsch in
Argentinien erstmals seit der Rückkehr des südamerikanischen Landes
zur Demokratie aus. Stattdessen gedachten zahlreiche Menschen am
Dienstag in den sozialen Netzwerken der Opfer der Militärdiktatur.
Viele veröffentlichten Fotos ihrer verschleppten und ermordeten
Angehörigen im Internet.

Um eine Verbreitung des neuartigen Coronavirus zu verhindern, hatten
die argentinischen Menschenrechtsorganisationen den Marsch in
Erinnerung an den Militärputsch am 24. März 1976 abgesagt. «Damit
werden Leben geschützt», sagte Präsident Alberto Fernández im Radio
.

Von 1976 bis 1983 herrschte in Argentinien eine Militärdiktatur. Nach
Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen verschwanden damals bis
zu 30 000 Regierungsgegner, linke Aktivisten, Gewerkschafter und
Studenten. In vielen Fällen ist das Schicksal der Diktaturopfer noch
immer unklar. Aktivisten gehen davon aus, dass zudem rund 500
Kleinkinder von den Militärs unter falscher Identität Zieheltern
gegeben wurden.