Tschechische Grenzschließungen treffen bayerische Unternehmen hart

Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus riegelt sich Tschechien ab.
Selbst Pendler dürfen bald nicht mehr über die Grenze - ein Problem
für viele Arbeitgeber im Osten Bayerns.

Passau/Wunsiedel (dpa/lby) - Die Schließung der tschechischen Grenze
für Berufspendler zum Schutz vor dem Coronavirus stellt bayerische
Betriebe vor Personalschwierigkeiten. «Die jetzt noch einmal deutlich
verschärften Regelungen zum Grenzübertritt treffen die Unternehmen
sehr hart», teilte Alexander Schreiner, Chef der Industrie- und
Handelskammer Niederbayern (IHK), am Dienstag mit.

«Das ist ein echtes Problem», bestätigte Rainer Rädel vom Landratsa
mt
Wunsiedel. Bei manchen Betrieben komme ein Drittel der Belegschaft
aus Tschechien. Sie seien auf die Arbeitskräfte angewiesen. Betroffen
seien Unternehmen aller Größen und Branchen, unter anderem die
Porzellanindustrie und Maschinenbauer.

Besonders schwierig sei die Grenzschließung für die Pflege. «Weil wir

so nahe an der Grenze sind, kommen ganz viele Pflegekräfte jeden Tag
aus Tschechien», sagte Walter Brucker vom Landratsamt Tirschenreuth.
«Gerade jetzt brauchen wir dringend jede Kraft.»

Tschechien wird ab Donnerstag seine Grenzen auch für tägliche
Berufspendler schließen, die in die Nachbarstaaten zur Arbeit fahren.
Der Regierung zufolge sollten die Betroffenen entweder daheimbleiben
oder sich für mehrere Wochen in Deutschland eine Unterkunft suchen.

«Viele Unternehmen haben sich genau davor gefürchtet», sagte Rädel.

Das Landratsamt Wunsiedel hat deshalb eine Koordinierungsstelle
eingerichtet: Dort können sich Arbeitgeber melden, die für ihre
Angestellten eine Unterkunft suchen. Sie bekommen dann Hotels,
Pensionen oder Ferienwohnungen vermittelt. «Vielleicht können wir so
auch die Beherbergungsbetriebe unterstützen, dort sind die Betten
sowieso gerade leer», hofft der Leiter der Koordinierungsstelle.

Erste Anfragen gebe es schon, obwohl sich die Pendler nach ihrer
Rückkehr nach Tschechien in eine zweiwöchige häusliche Quarantäne
begeben müssen. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, «welche
tschechischen Arbeitnehmer überhaupt noch bereit sind, ihren
Arbeitsplatz bei uns aufzusuchen», sagte IHK-Chef Schreiner. Die
Regelung solle nur solange wie «unbedingt erforderlich» gelten.

«Wir haben gehört, dass viele Pendler weiter arbeiten wollen - trotz
der ganzen Einschränkungen», sagte Friedrich Schuhbauer vom
Landratsamt Cham. Deshalb suche man auch dort nach freien Betten,
ebenso wie die grenznahen Landkreise Hof, Tirschenreuth und Neustadt
an der Waldnaab.

Die Grenzschließung soll zunächst für drei Wochen gelten und werde
von der Polizei streng kontrolliert, so die Ankündigung aus Prag.
Nach Schätzungen sind mehr als 37 000 tschechische Pendler in
Deutschland beschäftigt, vor allem im Gesundheitswesen und in der
Gastronomie. In den niederbayerischen Betrieben arbeiten laut IHK
knapp 5000 Pendler, im Landkreis Cham nach eigenen Angaben rund 4500.