Reaktionen auf die Verschiebung der Olympischen Spiele

Berlin (dpa) -

Ronald Rauhe (Olympiasieger im Kanurennsport): «Das war
gesellschaftlich unumgänglich. Diese Spiele wären die Hölle für uns

gewesen. Wir waren in einem ständigen Dilemma: Auf der einen Seite
wollten wir trainieren, auf der anderen unserer Vorbildfunktion in
der Gesellschaft gerecht werden und Kontakte meiden. Andererseits:
Ich wollte nach den Spielen meine Karriere beenden. Jetzt muss ich
das erstmal sacken lassen und mit meiner Frau Gespräche führen. Das
dauert jetzt vielleicht ein paar Wochen.»

Niklas Kaul (Zehnkampf-Weltmeister/Sportler des Jahres): «Die
Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio ist richtig für alle
Sportler. Ich hoffe, dass wir alle 2021 die Spiele bekommen, die wir
uns erträumen. Jetzt ist Zeit, an den Schwächen zu arbeiten - was mir
natürlich nicht schmeckt.»

Elisabeth Seitz (WM-Dritte im Turnen): «Einerseits bin ich
erleichtert, andererseits aber auch traurig. Aber da wir sowieso
nicht mehr trainieren konnten, sehe ich die Verschiebung als einzig
richtige Entscheidung. Die Qualifikationen hätten ohnehin nicht
stattfinden können - die Gesundheit geht jetzt vor. Olympia dieses
Jahr auszutragen, wäre echt zu gefährlich geworden.»

Robert Harting (Diskus-Olympiasieger): «Alles andere als sich der
Weltgesundheit zu stellen und den Austragungszeitraum respektvoll
anzupassen, würde das IOC zum Straftäter machen. Denn die Vereinten
Nationen haben Gesundheit zu einem Menschenrecht erklärt. Dass ein
Virus zur Olympia-Verschiebung führt, ist Wahnsinn. Es wird auch
extreme Verschiebungen in der Wirtschaft geben, auch für die
Athleten. Das wird auch zu Verschiebungen der Leistungsfähigkeit
führen.»

Cindy Roleder (Vize-Weltmeisterin von 2015 im Hürdensprint): «Es ist
die einzig richtige Entscheidung, die man treffen konnte. Gesundheit
ist das A und O. Wir sind gerade in einer sehr schwierigen
Situation, nicht nur wir Sportler, sondern alle Menschen. Deshalb
wird der Sport jetzt erstmal hinten angestellt. Das Wichtigste ist
jetzt, diese Pandemie in den Griff zu bekommen. Dann kann man über
weitere Maßnahmen, was den Sport angeht, sprechen.»

Marcel Nguyen (zweimaliger Olympia-Zweiter im Turnen) «Es gab keine
Alternative. Hoffentlich feiern wir alle 2021 ein großes Festival in
Tokio - und dieser Unsinn für das Training im Garten ist jetzt zu
Ende.»

Martin Kaymer (Golf-Star): «In der jetzigen Situation ist es die
absolut richtige Entscheidung. Wenn man das Große und Ganze
betrachtet, was in der Welt zur Zeit los ist, sollte man sich auf
andere Dinge konzentrieren, als das größte Sport-Event der Welt
auszurichten.»

Philipp Buhl (Laser-Weltmeister): «Die Verschiebung auf 2021 ist
meine Wunschlösung. Sie bedeutet mehr Zeit, kein Chaos. Weltweit
können erst Ruhe und Ordnung einkehren. Dann können wir nächstes Jahr

wieder neu aufbauen und vorbereiten.»

Faris Al-Sultan (Triathlon-Bundestrainer): «Der Druck der Olympischen
und Paralympischen Spiele im Sommer ist erstmal weg. Die große
Herausforderung vor allem für die Athlet*innen besteht nun aber
darin, die Motivation aufrechtzuerhalten. Die Trainingspläne und die
Trainingssteuerung werden wir in Abstimmung mit den Heimtrainern
entsprechend anpassen, so dass man relativ kurzfristig auch wieder in
das Wettkampfgeschehen eingreifen kann, sobald dies wieder möglich
ist.»

Lena Meißner (Athletensprecherin Deutsche Triathlon-Union): «Für uns

Athlet*innen ist die Ungewissheit nun endlich vorbei. In den letzten
Wochen war ein normales Training einfach nicht möglich, es war schon
eine sehr belastende Situation. Jetzt können wir uns erst einmal
darauf konzentrieren, die Krise zu überstehen und unserer
gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, nämlich die
Kontakte auf ein Minimum zu beschränken. Und danach den Fokus auf
Olympische Spiele in 2021 zu legen.»

Rudolf Scharping (Präsident Bund Deutscher Radfahrer): «Der BDR häl
t
die Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 für richtig. Die
Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler muss Priorität haben.
Außerdem war unter den gegebenen Umständen keine Chancengleichheit
bei Wettkampfvorbereitung und Qualifikation möglich. Die Entscheidung
ist für alle, die sich gezielt darauf vorbereitet haben, zunächst
bitter, aber angesichts der Risiken nachvollziehbar. Es gab keine
Alternative.»

Emma Hinze (dreifache Bahnrad-Weltmeisterin): «Einerseits ist es
schade, andererseits finde ich das für mich persönlich gar nicht so
schlimm, weil ich noch jung genug bin, auch in den Folgejahren noch
an Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Meine Leistungskurve
geht noch nach oben. Das trifft andere härter. Aber die Entscheidung
ist vollkommen richtig und nachvollziehbar. Der Sport ist wichtig,
aber die Gesundheit ist wichtiger. Jetzt haben wir lange Zeit, uns
für das Event vorzubereiten.»

Maximilian Schachmann (deutscher Straßenradmeister): «Das IOC hat
Verantwortung gezeigt und die richtige Entscheidung getroffen und den
Sportlern den Druck von den Schultern genommen.»

Jan-Philip Glania (Rückenschwimmer, im Hit Radio FFH): «Es ist
natürlich die vernünftigste Entscheidung. Die Welt steht gerade Kopf
und da gibt es wichtigere Dinge als den Sport: Gesundheit und
Solidarität. Für uns Sportler ist es natürlich schon ganz schön har
t.
Wir sind natürlich total traurig, weil da jetzt erstmal ein
Riesentraum platzt und man viel gearbeitet hat. Das ist aber jetzt
alles sekundär.»

Gesa Krause (Hindernis-Europameisterin, auf Instagram): «Während
unsere Welt in einer Krise steckt ist die Verlegung von Olympia die
einzig richtige Entscheidung. Die Gesundheit eines jeden einzelnen
und der Schutz unserer Gesellschaft sollte immer im Vordergrund
stehen. Auch wenn man es vorhersehen konnte, so ist die endgültige
Entscheidung dennoch schockierend. Mein Leben war auf dieses Event
ausgerichtet und die Veränderung zu verarbeiten benötigt sicher etwas
Zeit. Meine Ziele haben sich nicht geändert. Sie sind nur um ein Jahr
verschoben. Die Arbeit geht also weiter.»

Frank Stäbler (Ringer-Weltmeister, auf Instagram): «Mein
Olympia-Traum ist verschoben - nicht geplatzt. Auch wenn es für mich
aktuell schwer zu greifen ist, es ist die absolut richtige
Entscheidung die Spiele zu verlegen. In diesen Zeiten müssen wir an
die Gesundheit der Menschen denken, da muss der Sport zurück stehen.
Ich habe in meiner Karriere gelernt mit Unwägbarkeiten umzugehen.»

Andreas Toba (Turner, auf Instagram): «Eine Entscheidung der
Vernunft. Jetzt können wir uns alle auf die Gesundheit konzentrieren
und uns hoffentlich gesund und perfekt vorbereitet im kommenden Jahr
in Tokio zu den Olympischen Spielen treffen!»

Dänemarks Kronprinz Frederik (dänisches IOC-Mitglied, gegenüber der
Nachrichtenagentur Ritzau): «Die Veranstalter von Tokio 2020 haben
eine schwere und historische Entscheidung getroffen - die Olympischen
Spiele aufzuschieben. Das ist ein unglaublich trauriger Tag für die
Athleten und den gesamten Spitzensport, der sich auf die weltgrößte
Sportveranstaltung vorbereitet hatte. Aber die Welt steht vor einer
außergewöhnlichen Situation, die niemand vor nur einem Monat
voraussehen konnte. Heute ist für alle klar, dass es nicht vertretbar
wäre, die Olympischen Spiele im Sommer durchzuführen.»

Sarah Sjöström (schwedische Schwimm-Olympiasiegerin, im schwedischen
Radio): «Das war keine Überraschung. Wir haben uns darauf seit
einigen Wochen vorbereitet. (...) Das ist traurig, wir haben uns für
eine lange Zeit vorbereitet. Ich hatte das Gefühl, in eine gute Form
zu kommen, aber das Wichtigste ist, dass alle gesund bleiben können.
Das ist die Toppriorität.»

Mats Årjes (Präsident des Schwedischen Olympischen Komitees SOK):
«Ein kluger Beschluss, hinter den sich das SOK stellt. Wir haben eine
globale Notlage. Wettbewerbe durchzuführen, die Gesundheitsrisiken
bedeutet hätten, wäre keine Alternative gewesen.»

Carola Meyer (DHB-Präsidentin): «Ich begrüße die Entscheidung, weil

sie den Druck von den Verbänden sowie den Sportlern nimmt. Die
Gesundheit der Athleten und Athletinnen sollte einfach über allem
stehen. Die Verlegung um ein Jahr bringt uns Planungssicherheit und
ich persönlich freue mich jetzt schon auf Tokio 2021.»

Janne Müller-Wieland (Hockey-Nationalmannschaftskapitänin): «Ich bin

froh, dass die Spiele nur um ein Jahr verschoben werden, denn es war
ja auch mal 2022 in Gespräch. Auf der einen Seite ist es schade, denn
wir waren sehr gut vorbereitet und durchaus ein Medaillenkandidat in
diesem Jahr. 2021 sind die Karten wieder neu gemischt. Für die
Älteren im Team bedeutet die Verschiebung ein Jahr mehr
Leistungssportkarriere, andererseits haben die Jüngeren im Team nun
ein Jahr mehr, um noch besser zu werden. Alles hat immer zwei
Seiten.»

Tobias Hauke (Hockey-Nationalmannschaftskapitän): «Es fühlt sich noch

ein bisschen unwirklich an. Diese Entscheidung hat natürlich starke
Konsequenzen für jeden einzelnen Athleten. Klar ist, dass zurzeit
weltweit ganz andere Dinge im Vordergrund stehen und Priorität haben
müssen als der Sport. Auf der anderen Seite weiß man als Sportler,
was man persönlich investiert hat, um an den Spielen teilzunehmen.
Deswegen habe ich mit der Hockeybrille - und in unserem Sport
sind ja alle Qualifikationen längst abgeschlossen gewesen - die
Idee, noch vier Wochen zu warten und die Entwicklung anzuschauen,
ganz charmant gefunden. Auf der anderen Seite ist das in vielen
anderen Sportarten ganz anders und dort war die Chancengleichheit
einfach nicht mehr gegeben. Für alle bringt die jetzige Entscheidung
eine wichtige Klarheit.»

Jürgen Kessing (Präsident Deutscher Leichtathletik-Verband): «Ich
denke, dass nach der Verschiebung der Olympischen Spiele auf das Jahr
2021 viele erleichtert sind. Als Deutscher Leichtathletik-Verband
(DLV) haben wir zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund unterschiedlicher
Trainings- und Dopingkontrollbedingungen keine Chancengleichheit mehr
gesehen. Es ist eine richtige und für die Glaubwürdigkeit des Sports
enorm wichtige Entscheidung, die vom Internationalen Olympischen
Komitee und der japanischen Regierung getroffen worden ist.»

Michael Geiger (Präsident Deutscher Tischtennis-Bund): «Die nun doch
schnelle Absage bringt für alle Beteiligten frühe Planungssicherheit.
Die Statements der Gesundheitsexperten und der Virologen haben
erwarten lassen, dass eine Verlegung notwendig sein wird. Aber es
bringt auch viel Ungewissheit mit sich. Der internationale
Turnierkalender wird weiter gewaltig durcheinander gewirbelt. Das hat
Auswirkungen auf die nationalen Ligen und Folgeveranstaltungen wie
Welt- oder Europameisterschaften. Es wird spannend sein, wie die
Strukturen im Sport in einem Jahr aussehen werden.»

Thomas Weikert (Präsident Tischtennis-Weltverband): «Ich bin
einerseits sehr erleichtert über die Entscheidung, weil das für die
ITTF etwas Planungssicherheit bringt. Ich bin andrerseits auch
erleichtert, dass das IOC endlich eine richtige Entscheidung zum
Schutze der Athleten, aber auch anderen Beteiligten, z.B. der
Zuschauer getroffen hat. Vielleicht kam die Entscheidung jetzt jedoch
etwas spät.»

Jie Schöpp (Tischtennis-Bundestrainerin Damen): «Es ist für mich
keine Überraschung, dass die olympischen Spiele jetzt verschoben
worden sind. Natürlich wirft die Entscheidung unsere komplette
Jahresplanung über den Haufen, aber angesichts der dramatischen
Entwicklung in vielen Ländern war es die einzig richtige. Die
Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler und vor allem auch der
vielen tausend Besucher geht ganz klar vor.»

Jörg Roßkopf (Tischtennis-Bundestrainer Herren): «Es wurde auch Zeit

und die Jungs bekommen einen neuen Fixpunkt, wann Olympia
stattfindet. Das wird eine spannende Saison 2020/21, weil wir zwei
Weltmeisterschaften plus die neuen Strukturen der ITTF in ein
Tischtennisjahr bringen müssen. Es gibt viele spannende Themen: Was
passiert mit den qualifizierten Spielern? Was passiert mit der
Weltrangliste - wird sie eingefroren? Was passiert mit den Turnieren?
Da hat die ITTF noch viel zu tun.»

Dimitrij Ovtcharov (Tischtennis-Profi): «Wir haben auch heute
erfahren, dass das Deutsche Tischtennis-Zentrum bis auf weiteres
geschlossen bleibt. In Asien wird normal trainiert, d.h. im Sinne der
Chancengleichheit und natürlich im Sinne der Gesundheit, haben die
Japaner und das IOC richtig entschieden. 2021 wird ein großes Jahr
mit der Einzel-WM, den Olympischen Spielen und davor evtl. noch die
Mannschafts-WM. Das heißt, wir müssen dann alles raushauen.»

Uwe Bender (Ruder-Trainer Deutschland-Achter): «Klar ist die
Enttäuschung groß, wir sind in sehr guter Form. Das muss man erstmal
sacken lassen. Aber wir haben jetzt Klarheit bekommen. Und wir haben
natürlich über einen Plan B schon nachgedacht. Wir werden das
Training jetzt drosseln und dann eine Pause einlegen, man kann
sowieso nicht trainieren.»

Dr. Dennis Peiler (Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees
für Reiterei): «Diese Entscheidung ist zu einhundert Prozent im Sinne

der Athleten und der Chancengleichheit gefallen. Auch unser Präsidium
hat sich heute dementsprechend positioniert. Wir haben auch eine
gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Die Spiele in Tokio wären zu
einer Spielwiese für das Virus geworden, und deshalb war es
vollkommen richtig, jetzt die Reißleine zu ziehen.»