Coronahilfe im Südwesten - Kammern rechnen mit Zigtausenden Anträgen

Die Wirtschaftskammern übernehmen die Prüfung und Genehmigung der
Soforthilfe für Unternehmen, die von der Corona-Krise betroffen sind
- und das dürften viele sein.

Stuttgart (dpa/lsw) - Die Industrie- und Handels- sowie
Handwerkskammern werden von Mittwoch an das Soforthilfeprogramm des
Landes für betroffene Unternehmen in der Corona-Krise umsetzen. «Wir
rechnen mit Zigtausenden von Anträgen, denn Corona trifft gerade die
Südwestwirtschaft mit voller Breitseite», sagte am Dienstag Wolfgang
Grenke, Präsident des baden-württembergische Industrie- und
Handelskammertages. Die Kammern übernehmen die Prüfung der Anträge
auf Soforthilfe. Diese können ab Mittwochabend online gestellt
werden, indem der Antrag beim Wirtschaftsministerium heruntergeladen,
ausgefüllt und dann digital bei den Kammern eingereicht wird.

«Viele Betriebe über alle Branchen hinweg mussten ja bereits
Kurzarbeit anmelden oder sie können nun ihr Geschäft gar nicht mehr
betreiben», sagte Grenke. Die Kammern stünden zur Hilfe bereit. «An
unsere Unternehmer in Not möchte ich eine zentrale Botschaft richten:
Wir sind vorbereitet, viele Hundert Mitarbeiter in den Industrie- und
Handelskammern kennen ab morgen nur noch ein Ziel, nämlich die
Anträge schnellstmöglich zu bearbeiten, damit das Geld zügig fließt
».
Es beeindrucke ihn, dass sich viele Kammermitarbeiter spontan bereit
erklärt hätten, in einem Mehrschichtbetrieb quasi rund um die Uhr
einschließlich dem Wochenende und aus dem Homeoffice heraus der
Antragsbearbeitung zu widmen.

Mit dem Soforthilfeprogramm des Wirtschaftsministeriums soll
gewerblichen Unternehmen, Sozialunternehmen und Selbstständigen
geholfen werden, die sich infolge der Corona-Pandemie in einer
existenzbedrohenden wirtschaftlichen Lage befinden und
Liquiditätsengpässe haben, etwa weil Miete, Strom und Personalkosten
weiterlaufen, während gleichzeitig keine Umsätze gemacht werden.
Diese Unternehmen sollen mit einem einmaligen, nicht rückzahlbaren
Zuschuss unterstützt werden.

«Die Verunsicherung bei den Handwerksbetrieben ist enorm», bestätigte

auch Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold. «Auch bei Betrieben,
die noch geöffnet sein dürfen, brechen Umsätze weg, Aufträge werden

storniert oder für die kommenden Wochen nicht mehr erteilt.» Dazu
komme die Sorge um das Personal und das ständige Risiko einer
Betriebsschließung.

«Corona ist für die Südwestwirtschaft rasend schnell zum absoluten
Prüfstein geworden», stimmte BWIHK-Präsident Wolfgang Grenke zu.
Viele Betriebe seien im Stillstand und bräuchten sofort
Unterstützung. Kosten liefen weiter, Fachkräfte müssten bestmöglich

gehalten werden. «Unsere Kammern haben alle Kräfte mobilisiert, um
morgen in die Umsetzung bei den Soforthilfen zu gehen.»

Die Soforthilfe richtet sich nach der Zahl der Beschäftigten eines
Unternehmens und beträgt für drei Monate insgesamt bis zu 9000 Euro
für berechtigte Solo-Selbstständige sowie Unternehmen mit bis zu fünf

Beschäftigten. Darüber hinaus gibt es Hilfen von bis zu 15 000 Euro
für Betriebe mit bis zu zehn Beschäftigten und bis zu 30 000 Euro für

Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten.