Basketballer ringen um Saison: Abbruch oder direkt in die Playoffs? Von Lars Reinefeld und Florian Lütticke, dpa

Wie geht es weiter mit der Basketball-Bundesliga? An diesem Mittwoch
soll eine Entscheidung fallen. Viele Clubs stecken schon jetzt in
großen finanziellen Schwierigkeiten. Doch nicht alle wollen die
Saison jetzt schon abhaken.

Köln (dpa) - Sofortiger Saisonabbruch oder direkt in die Playoffs?
Die Verantwortlichen der Basketball-Bundesliga ringen in einer
Videoschalte an diesem Mittwoch weiter darum, wie es mit der wegen
der Coronavirus-Pandemie seit Anfang März unterbrochenen Spielzeit
weitergehen soll. Dass noch alle ausstehenden Hauptrunden-Begegnungen
und die Playoffs ausgetragen werden, gilt als nahezu ausgeschlossen.
In den vergangenen Tagen häuften sich die Mitteilungen, in denen
Clubs die Rückkehr ihrer vor allem amerikanischen Spieler in die
Heimat verkündeten. Ein geregelter Spielbetrieb scheint so utopisch.

«Ich glaube nicht, dass wir in dieser Saison einen Basketball-Meister
küren werden. Meine Hoffnung ist, dass wir die neue Basketball-Saison
wie geplant im Oktober starten können und dann wieder alles
hochfahren», sagte der Präsident des Deutschen Basketball Bundes,
Ingo Weiss, der Deutschen Presse-Agentur.

Vor allem die Topclubs wehren sich aber dagegen, die Saison bereits
jetzt komplett abzusagen. Weshalb in der Liga ein Vorschlag kursieren
soll, wonach die aktuelle Tabelle eingefroren und dann, wenn Spiele
wieder möglich sind, direkt mit den Playoffs begonnen werden soll.
Für Vereine aus den Top Acht, die dann keine wettbewerbsfähige
Mannschaft mehr haben, könnten schlechter platzierte Teams
nachrücken.

Ob es dafür bei den Beratungen am Mittwoch allerdings eine Mehrheit
gibt, ist ungewiss. Mit der Unterbrechung des Spielbetriebes auf
unbestimmte Zeit am 12. März hatte sich die Liga Zeit verschaffen
wollen, um alle Szenarios durchzuspielen. Bis zur nächsten Sitzung
sollten die Vereine nach Möglichkeit keine Schnellschüsse machen.

Doch viele Clubs befinden sich bereits nach rund zwei Wochen ohne
Spielbetrieb in argen finanziellen Nöten. Weshalb vor allem jene
Clubs, die keine oder kaum noch Aussichten auf die Playoffs haben,
angefangen haben, Verträge mit den ausländischen Spielern aufzulösen.

«Die Gehälter sind erst einmal vom Etat weg. Das hilft uns», sagte
Michael Koch, Geschäftsführer der Jobstairs Gießen 46ers, der
«Gießener Allgemeine Zeitung» (Dienstagsausgabe). Schon sechs Spieler

haben die Hessen verlassen. «Die Situation ist wirklich sehr ernst»,
sagte Stefan Niemeyer, Club-Boss von Rasta Vechta.

Auch die Niedersachsen haben deshalb wie der MBC, Braunschweig,
Bamberg, Ludwigsburg, Bonn, Göttingen und Frankfurt einige ihrer
US-Profis in die Heimat ziehen lassen. Wobei bei einigen die Verträge
für den Fall, dass der Spielbetrieb noch einmal aufgenommen wird,
noch gültig sind.

In der Liga-Zentrale in Köln wird der Aktionismus der Vereine nicht
gern gesehen. Doch der Druck der Vereine auf die Liga, endlich eine
bindende Entscheidung zu treffen, steigt von Tag zu Tag. Denn für
viele Clubs steht nicht weniger als die Zukunft auf dem Spiel. «Wir
wollen nächstes Jahr wieder in der ersten Bundesliga spielen.
Vielleicht müssen wir am Ende mit kleineren Brötchen als bisher
zurechtkommen. Womöglich wirft das auch die Entwicklung des Clubs und
der Liga um ein paar Jahre zurück», sagte der Geschäftsführer des
Mitteldeutschen BC, Martin Geissler.