NRW: ICEs auf belasteten Strecken für Nahverkehrskunden freigeben

Düsseldorf (dpa/lnw) - Das reduzierte Angebot im Schienennahverkehr
wegen der Corona-Pandemie hat vielerorts zu überfüllten S-Bahnen und
Regionalexpress-Zügen in Nordrhein-Westfalen geführt. Deshalb setzt
sich NRW für die Freigabe der ICE-Züge für Nahverkehrskunden auf
besonders belasteten Strecken ein. Dann könnten Fahrgäste auch mit
einem Nahverkehrsticket in diese Züge einsteigen, was bisher nicht
erlaubt ist.

In einem Brief an den Vorstandschef der Deutschen Bahn, der der
Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf vorliegt, schrieb
NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) am Dienstag: «Die vom Robert

Koch-Institut und der Bundesregierung angeordneten Abstände können so
nicht eingehalten werden. Abhilfe könnte auf einigen Linien eine
Freigabe des Fernverkehrs schaffen.»

Die Bahn-Konzerntochter DB Fernverkehr habe sich bislang nicht in der
Lage gesehen, dem Wunsch nach Freigabe des ICE-Verkehrs zu
entsprechen, kritisierte Wüst in seinem Brief an Bahn-Vorstand
Richard Lutz. Nun bitte er dringend um kurzfristige Prüfung für 14
Strecken - darunter auf der Rheinschiene Aachen, Bonn, Köln
Düsseldorf sowie für Anbindungen zwischen dem Ruhrgebiet, Münster,
Osnabrück und Ostwestfalen.

Wüst hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass der
Schienennahverkehr in NRW als Folge der Corona-Krise bis Ende dieser
Woche um 50 Prozent heruntergefahren werden müsse. «Aus Sicht des
Landes wäre es wünschenswert gewesen, noch länger den Normalfahrplan

zu fahren, um überfüllte Züge zu verhindern und damit das
Infektionsrisiko zu minimieren», schrieb Wüst. Dies sei jedoch wegen
der Personalausfälle nicht möglich gewesen.

«So liegt beispielsweise der Krankenstand bei der DB Regio AG in
Nordrhein-Westfalen aktuell bei rund 40 Prozent», stellte der
Minister fest. «In der Abwägung haben wir daher einem reduzierten
Leistungsangebot zugestimmt, um weiterhin ein stabiles Angebot für
die Pendler zur Verfügung zu haben.» Der Schienennahverkehr müsse
aber leistungsfähig bleiben - gerade auch, um «Schlüsselpersonen» z
u
ihrer Arbeit zu befördern.