Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Covid-19-Ausbreitung in Ischgl

Innsbruck (dpa) - Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat Ermittlungen
zur Ausbreitung des Coronavirus im beliebten Wintersportort Ischgl
aufgenommen. Wie die Behörde am Dienstag mitteilte, geht sie dem
Verdacht nach, dass ein Gastronomiebetrieb Ende Februar einen
positiven Test einer Mitarbeiterin nicht den Gesundheitsbehörden
gemeldet habe. Das Land Tirol hatte der Staatsanwaltschaft eine
Anfrage des ZDF mit dem entsprechenden Verdacht weitergeleitet. «Es
ist unbekannt, um welchen Betrieb es sich dabei handeln soll und ob
tatsächlich Meldepflichten verletzt wurden», teilte die
Staatsanwaltschaft mit. Daher werde nun ermittelt.

Das Land Tirol und die Tourismusbranche vor Ort waren in den
vergangenen Tagen scharf kritisiert worden, weil der Skitourismus mit
seinen Après-Ski-Partys die internationale Ausbreitung des
Coronavirus verstärkt haben könnte. Vor allem Ischgl geriet
diesbezüglich ins Visier. Dort war der Barkeeper einer beliebten
Après-Ski-Bar am 7. März positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden.

Dem Land Tirol wird vorgeworfen, den Skibetrieb nicht schnell genug
gestoppt zu haben. Als am 13. März über Ischgl und weitere Orte eine
Quarantäne verhängt wurde, kam es zudem zu chaotischen Zuständen bei

der fluchtartigen Abreise zahlreicher internationaler Gäste. Auch
dafür hagelte es Kritik. Erst am 15. März fand die Skisaison dann ihr
vorzeitiges Ende.

Die Tiroler Landesregierung aus ÖVP und Grünen kündigte nach Angaben

der österreichischen Nachrichtenagentur APA am Dienstag an, dass sie
den weiteren Parteien im Landtag die Einrichtung einer unabhängigen
Expertenkommission vorschlagen werde. So sollten die im Raum
stehenden Fragen und Vorwürfe transparent aufgearbeitet werden, sagte
demnach der Tiroler ÖVP-Fraktionschef Jakob Wolf. In den vergangenen
Tagen hatte Landeschef Günther Platter (ÖVP) betont, dass seine
Regierung und die Behörden «das Menschenmögliche getan» hätten, u
m
die Bevölkerung zu schützen. Er räumte aber ein, dass alle
Beteiligten in einer solchen Krise auch stets dazu lernen würden.