Marinesoldaten in Wilhelmshaven helfen beim Einkaufen

In Wilhelmshaven sind Hamsterkäufe verboten, die Stadt hat es
verfügt. Die Marinestadt am Jadebusen kann in der Ausnahmelage auch
auf Helfer in Uniform setzen.

Wilhelmshaven (dpa) - In der Corona-Krise helfen Marinesoldaten am
größten deutschen Militärstandort in Wilhelmshaven älteren Menschen

beim Einkauf. Zwölf Soldaten stehen dafür im Schichtdienst bereit,
wie ein Marinesprecher am Dienstag auf Anfrage sagte. Die Soldaten
kaufen auf Anforderung in Supermärkten ein und bringen die
Lebensmittel dann in sechs Autos zu Menschen, die sich nicht selbst
versorgen könnten. 

Das Hilfsangebot sei von der Einsatzflottille 2 der Marine gekommen,
sagte eine Stadtsprecherin. Oberbürgermeister Carsten Feist
(parteilos) sagte, er freue sich, mit der Marine diesen Service
anbieten zu können für Menschen, die nicht mehr mobil sind. «Die
Soldatinnen und Soldaten genießen in unserer Bevölkerung am größten

deutschen Bundeswehrstandort hohes Vertrauen und Ansehen», sagte er.

Wer Bedarf hat, kann sich seit Montag an eine Hotline der Stadt
wenden. Am ersten Tag waren es drei Anrufe. Am Dienstag bat Rentnerin
Inge Otten (66) um Hilfe - allein wohnend, die Tochter in Neuruppin,
die Enkelin als Altenpflegerin beschäftigt.

Die Hauptgefreiten Eileen Barein und Jan Zirnfast machten sich mit
dem Einkaufszettel auf den Weg. Mineralwasser war kein Problem,
Toilettenpapier war allerdings auch in drei Läden nicht aufzutreiben.
Doch Otten nannte es eine tolle Sache, so versorgt zu werden. Und die
Soldaten sagten, sie seien froh, helfen zu können.

Zumindest in Niedersachsen gibt es den Angaben zufolge keine
vergleichbaren Aktionen mit Beteiligung der Bundeswehr. Der
Marinestützpunkt Wilhelmshaven zählt etwa 4500 Soldatinnen und
Soldaten sowie Zivilangestellte. Alle Infrastruktureinrichtungen
eingerechnet, beschäftigt die Bundeswehr 9500 Menschen in der Stadt
am Jadebusen und ist größter Arbeitgeber.

Wilhelmshaven (76 000 Einwohner) hat auch als eine der ersten
Kommunen in Niedersachsen ein Verbot von Hamsterkäufen erlassen. Das
sei nicht geschehen, weil mehr gehamstert worden wäre, betont
Stadtsprecherin Julia Muth. «Die Lage war in Wilhelmshaven nicht
anders als in anderen Städten», sagte sie der Deutschen
Presse-Agentur.

Die Verfügung sei am vergangenen Freitag ergangen zusammen mit den
anderen Öffnungs- und Abstandsregeln für Lebensmittelläden. Waren
dürften nur noch in «haushaltsüblichen Mengen» abgegeben werden.
«Diese unsinnigen Panik-Käufe waren ein echtes Ärgernis», sagte OB

Feist. «Es besteht überhaupt kein Grund, Lebensmittel wie Nudeln oder
Mehl sowie Konserven und Toilettenpapier in rauen Mengen zu horten.»
Auch andere Städte wie etwa Hanau in Hessen hätten Hamsterverkäufe
untersagt, sagte Muth.

In der Praxis habe sich das Einkaufsverhalten wieder normalisiert,
sagte der Chef eines großen Supermarkts in Wilhelmshaven der dpa.
Deshalb habe man noch nicht auf die Verfügung der Stadt verweisen
müssen. «Ich glaube, die Leute sind langsam zur Vernunft gekommen.»