Übernahmeprozess und Corona-Krise fordern Rhön-Klinikum

Für einen der führenden Klinikbetreiber in Deutschland kommt es
knüppeldick: Die Rhön-Klinikum AG muss sich in der Corona-Krise auch
noch mit einem Übernahmeangebot herumschlagen. Hinsichtlich der
Intensivkapazitäten fühlt sich das Unternehmen gut gerüstet.

Bad Neustadt (dpa/lby) - Mitten in der Corona-Krise steht der
Klinikbetreiber Rhön-Klinikum AG vor einer tiefgreifenden
Weichenstellung: Unternehmensgründer und Noch-Aufsichtsratschef Eugen
Münch will einen Großteil seines Aktienpaketes an den Hamburger
Konkurrenten Asklepios verkaufen. Gleichzeitig hat Asklepios, bisher
schon an dem Bad Neustadter Wettbewerber beteiligt, ein
Übernahmeangebot an die Aktionäre der Rhön-Klinikum AG gestellt und
will 18 Euro pro Aktie zahlen. Größter Anteilseigner ist der
Melsunger Klinikausstatter B.Braun AG.

Vorstandschef Stephan Holzinger wollte am Dienstag bei der
Bilanzpressekonferenz von Rhön-Klinikum nicht zu der bevorstehenden
Übernahme Stellung nehmen. «Die Angebotsunterlage von Asklepios ist
noch nicht eingetroffen», sagte er. Dies werde bis Mitte April
erwartet. Von Münch sei er nicht über den geplanten Schritt
informiert worden. Er versicherte, alle Schritte würden entsprechend
der Regelungen im Aktiengesetz abgewickelt. «Das gilt auch in Bad
Neustadt, ich habe extra noch einmal nachgesehen», sagte Holzinger,
was als Seitenhieb auf Münch verstanden werde darf.

In der Corona-Krise fühlt sich die Rhön-Klinikum AG, die Kliniken in
Hessen, Bayern, Thüringen und Brandenburg betreibt - darunter die
Unikliniken in Marburg und Gießen - gut aufgestellt. Der Verbund
verfüge gegenwärtig über 426 Intensivplätze mit Beatmungsgeräten.
50
weitere Beatmungsgeräte seien bestellt und kurzfristig verfügbar. Die
wirtschaftlichen Folgen der Krise seien für die Rhön-Klinikum AG
derzeit noch nicht absehbar, sagte Vorstandschef Holzinger.

«Mit der aktuellen Corona-Krise inmitten auch noch eines
Übernahmeprozesses haben die Herausforderungen unstrittig
zugenommen», sagte Rhön-Klinikum-Vorstandschef Stephan Holzinger.
«Während wir die medizinischen Aufgaben sehr gut vorbereiten können,

bleibt im Moment unklar, welche wirtschaftlich negativen wie auch
positiven Folgen die Corona-Krise für das Unternehmen haben könnte.»

Mit dieser Unsicherheit werde wohl die gesamte Branche eine Weile
umgehen lernen müssen.

Im vergangenen Jahr erwirtschafte die Rhön-Klinikum AG an fünf
Klinikstandorten der Maximal- und Schwerpunktversorgung einen Umsatz
in Höhe von 1,3 Milliarden Euro, 5,8 Prozent mehr als im Jahr 2018.
Der Nettogewinn lag mit 44,5 Millionen Euro unter dem Niveau von
2018, als unter dem Strich 51,2 Millionen Euro übrig geblieben waren.
2019 wurden den Angaben zufolge mit 17 687 Mitarbeitern insgesamt
mehr als 860 000 Patienten behandelt.