Metaller im Norden einigen sich auf Krisentarifpaket

In der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie im Norden sollte
es um Beschäftigungssicherung in Zeiten der Digitalisierung gehen.
Durch die Corona-Krise haben die Verhandlungen zwar ein anderes
Gewicht bekommen. Doch eine Sache ist nun noch drängender.

Hamburg (dpa) - Die Tarifverhandlungen für die 140 000 Beschäftigten
der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie sind aufgrund
drängender Beschäftigungsprobleme durch die Coronavirus-Pandemie bis
Ende des Jahres ausgesetzt worden. Der bisherige Tarifvertrag werde
ohne Entgelterhöhungen bis dahin fortgeschrieben, teilten die
Tarifpartner am Dienstag in Hamburg mit. Zur besseren Bewältigung der
Corona-Auswirkungen in den Betrieben einigten sich die
Verhandlungsführer der IG Metall Küste und des Arbeitgeberverbands
Nordmetall am späten Montagabend auf ein «Corona-Krisentarifpaket».


Das Maßnahmenpaket sieht unter anderem Erleichterungen bei der
Einführung von Kurzarbeit und Vereinbarungen zur Bewältigung von
Engpässen in der Kinderbetreuung vor. Das Verhandlungsergebnis
entspreche weitgehend der Einigung aus Nordrhein-Westfalen, hieß es
in den Mitteilungen der Tarifpartner.

Es gehe darum, in der Corona-Krise schnellstmöglich klare
Verhältnisse zu schaffen, betonte Nordmetall-Verhandlungsführerin
Lena Ströbele. Die Tarifpartner seien sich einig, dass die
Unternehmen sich darauf konzentrieren müssten, Lieferketten
wiederherzustellen, Produktionsausfälle aufzuholen und Verluste
möglichst wettzumachen. «Wir übernehmen in der schweren Krise
Verantwortung für Beschäftigte und Unternehmen der Metall- und
Elektroindustrie», betonte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG
Metall Küste.

Die IG Metall hatte ursprünglich in der Tarifrunde auf eine konkrete
Lohnforderung verzichtet und wollte stattdessen Jobs in den
Modernisierungsschüben durch die Digitalisierung sichern.

Beim «Krisentarifpaket» soll nun zur Verminderung sozialer Härten in

jedem Betrieb an der Küste ein Solidartopf eingerichtet werden. Die
Summe hierfür speist sich aus der Anzahl der Beschäftigten im Betrieb
multipliziert mit 350 Euro. Wie der Topf ausgezahlt wird, soll über
Betriebsvereinbarungen geregelt werden. Am Ende überschüssige Mittel
sollen zu gleichen Teilen an die Belegschaft ausgezahlt werden.

Um das das von der Agentur für Arbeit übernommene Kurzarbeitergeld
von 60 Prozent des Lohns (67 Prozent bei Menschen mit Kindern) zu
erhöhen, können Sonderzahlung wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld dem
monatlichen Einkommen anteilig hinzugerechnet werden. Im Gegenzug
erhalten die Beschäftigten einen Schutz vor betriebsbedingten
Kündigungen.

Für die Betreuung von Kindern erhalten Beschäftigte bis Jahresende
fünf freie Tage zusätzlich, sofern sie unter anderem Resturlaub und
Arbeitszeitkonten aufgebraucht haben. Auch bekommen mehr Erziehende
die Möglichkeit, bei Schul- und Kitaschließungen acht freie Tage
statt eines tariflichen Zusatzgeldes zu beantragen, weil zusätzlich
auch Kinder von neun bis zwölf Jahren in die Regelung einbezogen
worden sind (bisher nur bis zur Vollendung des 8. Lebensjahres).

Der Regelungen traten für die Beschäftigten der Branchen in Hamburg,
Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommer und im
nordwestlichen Niedersachsen sofort in Kraft.