Ohne Zeremonie: Italien gedenkt Opfer von SS-Massaker

Rom (dpa) - Ohne die sonst übliche öffentliche Zeremonie hat Italien
am Dienstag der Opfer des SS-Massakers in den Ardeatinischen Höhlen
in Rom 1944 gedacht. Staatspräsident Sergio Mattarella rief die
Bürger zur Einheit in Zeiten einer schweren gesundheitlichen Notlage
als Folge der Corona-Pandemie auf. «Dieses Jahr wird es zu unserem
großen Bedauern nicht möglich sein, sich am 76. Jahrestag im
Mausoleum der Ardeatinischen Höhlen zu treffen, um zusammen mit den
Familien die Namen der Märtyrer zu hören», sagte Mattarella.

Italien ist in Europa neben Spanien das mit Abstand am schwersten von
der Corona-Pandemie betroffene Land. Öffentliche Veranstaltungen sind
verboten. In den Ardeatinischen Höhlen am Südrand Roms waren am 24.
März 1944 von den deutschen Besatzern 335 Geiseln erschossen worden.
Es handelte sich um einen Vergeltungsakt nach einem Anschlag
italienischer Partisanen, bei dem am Vortag in Rom 33 Angehörige
eines SS-Polizeiregiments getötet worden waren.

Nach der Befreiung Roms im Juni 1944 wurden die Leichen exhumiert. Im
Mausoleum stehen heute 335 Sarkophage. Der Organisator des Massakers,
SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler, wurde nach Kriegsende in
Italien zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. 1977 gelang
ihm die Flucht aus einem Militärkrankenhaus in Rom, er starb 1978 in
der Bundesrepublik.