Coronavirus-Hotspot Bernsdorf - «Nicht mehr zum Quatschen treffen»

Zwei Tote an einem Tag haben die Gemeinde Bernsdorf im Landkreis
Zwickau als Coronavirus-Hotspot in den Fokus gerückt. Die Zahl der
Infizierten ist besonders hoch. Dennoch sind vorerst keine
verschärften Maßnahmen vorgesehen.

Zwickau (dpa/sn) - Am Tag nach den ersten beiden Toten im Landkreis
Zwickau ist die Zahl der Coronavirus-Infektionen dort weiter
angewachsen. Am Dienstag waren beim Landratsamt 184 Fälle und damit
zwölf mehr als am Vortag erfasst. Im Moment seien die Zahlen
einigermaßen stabil, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes auf
Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Am Montag waren die ersten beiden Toten im Landkreis Zwickau durch
die Atemwegserkrankung Covid-19 gemeldet worden. Dabei handelte es
sich um eine 84-Jährige und einen 87 Jahre alten Mann aus Bernsdorf.
Beide seien den Angaben zufolge schwer vorerkrankt gewesen.

Am Dienstagabend bestätigte das Gesundheitsministerium in Dresden
einen weiteren Todesfall aus dem Landkreis Zwickau. Zu Alter,
Geschlecht und Herkunft konnte ein Sprecher keine Angaben machen.
Damit sind bislang sechs Menschen im Freistaat an einer Infektion mit
dem Virus Sars-CoV-2 gestorben. Der erste Tote im Zuge der
Coronavirus-Pandemie in Sachsen war am vergangenen Freitag ein
älterer und vorerkrankter Patient im Landkreis Bautzen. Erst am
Dienstagmittag hatte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) zwei
Todesfälle durch Covid-19 in Dresden bekannt gegeben.

Bernsdorf im Landkreis Zwickau ist nun nicht nur wegen der zwei Toten
im Blickpunkt der Behörden. Von den rund 2350 Einwohnern waren am
Dienstag wie schon am Montag 34 Personen mit dem neuartigen
Coronavirus infiziert - das waren genauso viele wie am Montag im
gesamten Landkreis Mittelsachsen. «Den Hotspot haben wir schon länger
als eine Woche», sagte Landratsamtssprecherin Ilona Schilk.

Dennoch sind vorerst keine weiter verschärften Maßnahmen wie
Ausgangssperren oder eine Quarantäne wie in der Gemeinde Neustadt am
Rennsteig (Thüringen) geplant. Man beobachte die Entwicklung und
wolle sehen, ob die bisherige Allgemeinverfügung Wirkung zeige. «Wer
in Bernsdorf wohnt, sollte sich nicht mehr zum Quatschen treffen»,
sagte die Behördensprecherin. Die Leute müssten alle verstanden
haben, wie gefährlich das ist.

Nach Erkenntnissen der Behörde wurde das Coronavirus in der Gemeinde
über Gesundheits- und Gastronomie-Einrichtungen «mit sehr hohem
Kundenkontakt» rasant verbreitet. Durch enge Verbindungen sei es zu
der sehr schnellen Ausbreitung gekommen, sagte Sprecherin Schilk.

Die Infizierten in anderen Regionen des Landkreises Zwickau sind den
Angaben zufolge aus Risikogebieten zurückgekommen. Dort seien auch
schnell die Kontakte erfasst und die vorgeschriebenen Maßnahmen
ergriffen worden.