Finanzkrise im Libanon erschwert Kampf gegen Coronavirus

Beirut (dpa) - Die schwere Finanzkrise im Libanon und die
Corona-Pandemie zwingen nach Angaben von Menschenrechtlern das
Gesundheitssystem des Landes in die Knie. Wegen der Finanzkrise
herrsche ein Mangel an medizinischen Gütern, die zur Bekämpfung der
Lungenkrankheit Covid-19 nötig seien, warnte die
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Dienstag. Es
fehlten unter anderem Masken, Handschuhe und andere Schutzausrüstung.

Das Land am Mittelmeer erlebt die schwerste Finanz- und
Wirtschaftskrise seit Ende des Bürgerkriegs vor rund 30 Jahren.
Anfang März konnte es erstmals in seiner Geschichte eine fällige
Anleihe in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar nicht bedienen. Im
vergangenen Oktober waren zudem Massendemonstrationen gegen die
Regierung und die weit verbreitete Korruption ausgebrochen.

Wegen einer Devisenknappheit könnten lebenswichtige medizinische
Güter nur eingeschränkt importiert werden, erklärte Human Rights
Watch. Die Regierung habe zudem Kliniken Kosten nicht erstattet.
Demnach leistete sie etwa der Klinik der Rafik-Hariri-Universität in
der Hauptstadt Beirut in diesem Jahr noch überhaupt keine Zahlung.
Die Klinik ist bei der Behandlung von Corona-Patienten führend.

Im Libanon wurden bisher nach Angaben des Gesundheitsministeriums 304
Corona-Infizierte und vier Tote registriert. Das öffentliche Leben
steht weitestgehend still. Das Land pflegt enge Beziehungen zum Iran,
der von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen ist