Irans Präsident : Hafturlaub von Gefangenen wird verlängert

Teheran (dpa) - Im Iran wird wegen der Corona-Pandemie der Hafturlaub
von Gefangenen um mindestens 16 weitere Tage verlängert. «Der Corona-
Krisenstab der Regierung hat beschlossen, dass der Hafturlaub vom 3
bis zum 19. April verlängert wird», sagte Präsident Hassan Ruhani am

Dienstag. Eine weitere Verlängerung sei nicht ausgeschlossen, falls
die Corona-Krise auch bis Ende April nicht bewältigt werde.

Insgesamt durften 85 000 Gefängnisinsassen wegen der Corona-Krise und
des persischen Neujahrs (20. März) für zwei Wochen nach Hause,
darunter auch einige politische Häftlinge. 10 000 von ihnen wurden
begnadigt. Die Regelung galt jedoch nicht für Schwerkriminelle.

Auch die britische Staatsbürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe durfte in
den Hafturlaub. Zaghari-Ratcliffe, die auch die iranische
Staatsbürgerschaft besitzt, war wegen angeblicher Spionage zu einer
fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Davon hat sie mehr als die
Hälfte bereits abgesessen.

Begnadigt wurde auch der französische Wissenschaftler Roland Marchal.
Er durfte nach neuneinhalb Monaten Haft im Iran wieder zurück nach
Frankreich. Der 64-Jährige und seine französisch-iranische Ehefrau
Fariba Adelkhah waren im Juni 2019 wegen angeblicher Verbreitung
regimefeindlicher Propaganda am Flughafen von Teheran festgenommen
worden. Adelkhah musste jedoch weiter im Iran bleiben.

Keinen Hafturlaub erhielt die renommierte Anwältin Nasrin
Sotudeh. Die 56-Jährige sitzt seit mehr als einem Jahr
wegen angeblicher Spionage, staatsfeindlicher Propaganda und
Beleidigung des obersten iranischen Führers im berüchtigten
Ewin-Gefängnis in Teheran. Gegen die Verweigerung des Hafturlaubs hat

sie mit einem neuen Hungerstreik protestiert.