Sportmedizinerin Platen warnt: Olympia im Sommer wäre «Irrsinn»

Bochum (dpa) - Die Sportmedizinerin Petra Platen hält eine Austragung
der Olympischen Spiele in diesem Sommer für «totalen Irrsinn». Dass
11 000 Sportlerinnen und Sportler aus 206 Nationen vom 24. Juli bis
9. August in Tokio zusammenkommen und faire Wettkämpfe austragen
könnten, sei «Humburg hoch drei», sagte die Leiterin des Lehrstuhls
für Sportmedizin und Sporternährung an der Sportfakultät der
Ruhr-Universität Bochum (RUB) der Deutschen Presse-Agentur.

«Die Verschiebung um ein Jahr ist das einzig Sinnvolle. Es ist nicht
nur aus sportmedizinischer und trainingswissenschaftlicher Sicht,
sondern auch aus Fairness-Gründen ausgeschlossen, am Termin
festzuhalten. Auch weil für die Athletinnen und Athleten in aller
Welt derzeit völlig unterschiedliche Trainingsbedingungen herrschen»,
betonte die ehemalige Handball-Nationalspielerin von Bayer
Leverkusen.

Platen gibt zu bedenken, dass eine Großveranstaltung, bei der
Sportler auf engsten Raum zusammenkommen, ideale Voraussetzungen für
eine Übertragung des neuartigen Coronavirus biete. Das sei auch aus
immunologischer Sicht bedenklich, denn Covid-19 könne auch bei
Leistungssportlern einen schweren Verlauf nehmen. Ein Anstieg der
Infektionen sei «zu befürchten», sagte die Dekanin der Sportfakultä
t.


Die 60 Jahre alte Biologin und Human-Medizinerin bestritt 208
Länderspiele für die deutsche Handball-Nationalmannschaft (355 Tore)
und belegte als Spielführerin mit dem DHB-Team bei den Olympischen
Spielen 1984 in Los Angeles den vierten Platz. Zudem ist Platen seit
2005 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sicherheit im Sport (ASiS)
und betreut die Athletinnen und Athleten des Olympia-Stützpunktes
Westfalen sportmedizinisch.